Willkommen im Dezember. Weihnachten steht vor der Tür. Daher nutze ich die heutige Buchvorstellung für meinen persönlichen Weihnachts- und Kinderbuchklassiker: Pettersson bekommt Weihnachtsbesuch. Die weihnachtliche Version der Abenteuer um den alten Griesgram Pettersson und seinen aufgekratzten Kater Findus.

Die Illustrationen sind für mich das Schönste. Ich habe früher Stunden damit verbracht mir die Bilder anzuschauen, nach den kleinen Trollen zu suchen und den Garten zu betrachten. Oder in diesem Fall den selbstgebastelten Weihnachtsbaumschmuck der Beiden. Schrauben, Korkenzieher, wer hinschaut findet so einiges. Pettersson und Findus machen ihr Ding, leben auf ihrem Hof vor sich hin und geben herzerwärmend wenig darauf, was die anderen sagen könnten. 

Für mich ein unterschätzter und viel zu selten genannter Kinderbuch-Klassiker, wenn nach den Helden der Kindheit gefragt wird. Alle liebten und lieben Pippi, ich nicht. 

Meine Schwägerin hat es sehr gut auf den Punkt gebracht und seitdem lässt mich ihr Gedanke nicht mehr los: die Geschichte von Pippi Langstrumpf ist zwar von kindlicher Autonomie geprägt. Doch eigentlich ziemlich düster, denn sie handelt nicht nur von wilden Abenteuern. Sondern auch von Verwahrlosung, abwesenden Eltern und einer ziemlich überforderten, übergriffigen und dann wieder untätigen (Erwachsenen-)Gesellschaft. Pippi hat keinen sicheren Hafen, in den sie nach ihren Abenteuern zurückkehren kann. Keine Eltern, die ihr sagen, dass in einer Holztonne den Wasserfall runter, doch einige Gefahren birgt und schaukeln im Garten die bessere Alternative wäre. Sie ist das stärkste Mädchen der Welt, einfach weil sie´s sein muss. Pettersson muss gar nichts und darf als älterer Mensch Verantwortung für sich selbst tragen. Das ist vielleicht einsam, doch hat eine andere Schwere. Und krasse Sachen macht Pettersson eher unfreiwillig. Spoiler: mit dem Schlitten in den Steinwall zu rasen, lag am Stolpern. Auf die wilden Ideen kommt der Kater.

Als Kind habe ich die Geschichten von Pippi auf diese Weise nicht betrachtet. Ich mochte die Welt von Pettersson einfach lieber. Ja, ein Äffchen, ein Haus, ein Pferd und ein Koffer voll Gold sind schon verlockend. Doch ein Haus, ein Kater, witzige kleine Trolle als Hausgemeinschaft, ein Gemüsegarten und Hühner. Das war heimeliger. Überhaupt habe ich beim aktuellen Durchblättern festgestellt, dass Pettersson für mich der erste Interior-Influencer war. Die bunten Teppiche und die blaue Bank steht bei uns auf dem Balkon, statt in der Wohnküche.

Die Moral mit der Dorfgemeinschaft, die sich dann liebevoll um den alten Kauz kümmert und mit milden Gaben zu Weihnachten versorgt, erzeugt ein kleines weihnachtliches Wunder. Das Festessen im Kerzenschein zu zweit ist heute wie damals, dass was mich verzaubert und meine Vorstellungen vom perfekten Weihnachten prägt.

Meine Ausgabe der Buches ist schon etwas in die Jahre gekommen, von 1994 (Anscheinend ist es eigentlich auch nicht meine, vorne steht der Name meines Bruders drin) und im Verlag Oetinger erschienen. Und der Satz wirkt auch wie aus einer anderen Welt. Da bin ich mir sicher, dass sich zu den aktuellen Ausgaben einiges am Layout getan hat.