Zuerst las ich “Mein italienischer Vater” von Anika Landsteiner. Die Autorin hat eine so wunderbare Art zu schreiben, dass mich das Buch ganz einhüllte und mit heftigem Italien-Fernweh zurück lies. Ich wollte mehr und bestellte aus der positiven Leseerfahrung heraus einfach das nächste Buch, dass ich von ihr entdeckte. Als ich es in den Händen hielt war ich etwas… abgeschreckt. Das Foto auf dem Cover, das Design und dann ein Buch aus der Kategorie “Lebenshilfe”!? Für mich als klassisches Supermarkt-Opfer von hübschen Verpackungen eine kurze Schrecksekunde. Doch wie so oft gilt: don´t judge a book by its cover.
Anika Landsteiner schreibt über eine Phase ihres Lebens, in der sie festhängt. Vor der Herausforderung eines zweiten (Sach-)Buches steht und hadert. Zwischen all dem Leben irgendwie stecken geblieben ist. Dann begegnet ihr Emma. Die bewegte Lebensgeschichte der älteren Dame gibt den Anstoß für die Auseinandersetzung mit ihren eigenen (Lebens-)Wünschen. Und deren Hemmnissen. Die Autorin formuliert sieben Wünsche und die damit verbundenen Abenteuer, denen sie sich stellen will.
Das Buch ist nicht in dem belletristischen Stil der Autorin geschrieben. Doch der Erzählstil lässt schnell und tief eintauchen. Nimmt mit in Gedankengänge, Reflexion und kritisches Hinterfragen. Sie findet einen sehr offen und persönlich Tonfall über die Entstehung des Buches, Wachstum und Wünsche. Ihre eigenen Abenteuer sind wunderbar verwoben mit der Geschichte von Emma. Mich bewegte beim Lesen vor allem die Offenheit mit der sie ihre Unsicherheiten und persönlichen Gedanken teilt.
Bei mir steht das Buch griffbereit im Bücherregal und es ist tatsächlich schon häufiger vorgekommen, dass ich die letzten Seiten “Das Mutmach-Manifest” durchgelesen habe. Hier schließt sich der Kreis, den Name des letzten Abschnitts im Buch finde ich etwas cheesy, doch es sind kurzweilige, wirkungsvolle Impulse. Bleibe hier oder da mal an einem der Sätze und Ausrufe hängen und nehme mir vor, für den jeweiligen Tag etwas anders zu machen oder einem der Ratschläge zu folgen. Vor allem dann, wenn mir der Tag oder eine Aufgabe als Herausforderung erscheint. Vor allem dann, wenn ich an dem Tonfall meiner inneren Stimme zweifelte. Die wohlwollende Art wie Anika Landsteiner schreibt, sich selbst und den Lesenden begegnet, hüllte mich ein.
Ich kann mich darauf einlassen, nehme mir Anregung zum Überqueren eigener Hindernisse mit und konserviere mir etwas Offenheit zwischen den Seiten des Buches. Daher eine Empfehlung für den Zeitpunkt, wenn große Aufgaben anstehen, die irgendwie zu riesig scheinen. Wenn die Neugier etwas beflügelt werden muss, damit Neues lernen möglich werden kann. Auch wenn die Kategorie „Lebenshilfe“ abschreckend wirkt, war das Buch für mich hilfreich. Denn es ist kein Buch in dem jemand erzählt, wie es richtig läuft und welchem Master-Plan zu folgen ist. Sondern ein persönlicher Bericht über den eigenen Weg und die wohlwollende Reflexion, wie er gegangen wurde.
Formalitäten:
Mein Taschenbuch hat 288 Seiten, ist auf deutsch im Goldmann Verlag erschienen und hat glatte 10 € gekostet.
Noch eine Empfehlung von mir: in dieser Folge ihres Podcasts ÜberFrauen spricht Anika Landsteiner über das Buch.
Meine Wertung:
4 von 5 GreyMatter-Nüssen
Lernkurve 1: Ich habe noch etwas mehr zur Handlung ergänzt, ich wollte nicht zu viel vorweg nehmen, bin dabei jedoch recht vage geblieben. Daher ist dieser Artikel überarbeitet (14.8.2021).
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