Am Montag werden sie uns lieben ist ein Roman über Sehnsucht. Über den Wunsch das eigene Leben selbst zu bestimmen und zu gestalten. Das Buch gibt Einblick in eine Lebensrealität, die mir fremd und doch bekannt vor kommt. Die Protagonistin berichtet über ihr Erwachsen werden im Spannungsfeld zwischen Erwartungen verschiedener Kulturen, sozialen Klassen, Bildungsschichten und Rassismus.
Ganz ehrlich, für dieses Buch habe ich gemischte Gefühle. Mit diesem Buch hing ich echt in den Seilen. Und es war schon das zweite Buch zu dem ich schwer Zugang fand. Beide Bücher beschäftigten sich mit Themen, die mich gerade umtrieben. Doch die Annäherung der Autorinnen an das jeweilige Thema fand ich sperrig. Beide Male überforderte mich die Sprache. Und bei diesem Buch überforderte mich vielleicht auch die Härte der Lebensrealität. Mehrfach habe ich überlegt das Buch zur Seite zu legen oder besser gleich jemand anderem in die Hand zu drücken. Doch ich bin verbissen mit Büchern und habe es noch nie geschafft eines halb gelesen wieder ins Regal zu stellen. In diesem Fall bin ich froh, dass ich es ausgehalten habe.
„Aber du, mit deinem gewohnten Pragmatismus, brachtest mich zurück auf den Boden der Tatsachen, in unsere Wirklichkeit als Bewohnerinnen dieser Siedlung, als arme Leute, als Frauen, als Migrantinnen.“
Najat El Hachmi – Am Montag werden sie uns lieben, S.77
Kurz zum Inhalt mit dem Versuch möglichst wenig vorwegzunehmen: Die Protagonistin wendet sich an eine nicht benannte Person und reflektiert die gemeinsamen Erlebnisse und den Lebensweg. Sie spricht über Herausforderungen, vor denen beide standen und wie sie jeweils einen Umgang mit diesen gefunden haben. Sie beschreibt ihre eigene Lebensrealität im Rückblick. Es greift die Emanzipation und Autonomiestreben junger Frauen zwischen Pubertät und Patriarchat auf. Es geht um Freiheit und Gefangen Sein. Auch psychische und physische Gewalt werden thematisiert. Das ist viel. Gerade weil das Buch deutlich macht, dass dieses Viel die Lebensrealität von Menschen, besonders von Frauen ist. Es ist kein “Phönix aus der Asche”-Bericht über den Befreiungsschlag einer Muslima aus der Unterdrückung des väterlichen und gesellschaftlichen Patriarchats. Es ist der Rückblick auf ein Leben, emotional und doch nüchtern.
„Es gibt kein Leben in Würde ohne Freiheit. Ich möchte meine Bücher den mutigen Frauen widmen, die vom Weg abwichen, um frei zu sein.“
Najat El Hachmi
Najat El Hachmi ist spanische Autorin. Im Rahmen der Familienzusammenführung emigrierte sie mit ihrer Familie nach Katalonien in Spanien. In ihren Romanen verarbeitet sie Autobiografisches und mischt dies mit Fiktion. Dieser Punkt machte es mir schwer das Buch aus der Hand zu legen. Auch wenn mir der Schreibstil nicht gefiel, ein seltsamer Mix irgendwo zwischen Präteritum und Futur II. Da die Protagonistin sich in ihrer Erzählung an eine weitere Person richtet, mit dieser über die gemeinsame Vergangenheit und Erlebnisse spricht und alternative Verhaltensweisen durchdenkt. Zeitgleich wollte ich mich der Lebensrealität nicht verschließen, an einigen Stellen wurde mir sehr schmerzhaft deutlich, welche Privilegien ich genoss ohne ein Bewusstsein für diese zu haben. Ein solches Buch zu lesen ist meine Möglichkeit als weiße Person mich für die Lebensrealität von marginalisierten Gruppen zu öffnen und schlicht zuzuhören. Oder in diesem Fall weiter zu lesen.
Am Montag werden sie uns lieben ist im Orlanda Verlag erschienen. Und passt ganz hervorragend in das Programm des Verlages. Der Verlag hat einen Fokus auf die Themen Frauen, Weltkultur und Bewegung. Das Anliegen ist es die Vielschichtigkeit und Diversität von Gedanken- und Lebenswelten Raum zu geben.
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