Wissensmangament und Zettelkästen können sinnvolle und hilfreiche Werkzeuge für das eigene Wissen und Lernen sein. Luhmanns enorme Leistung besteht in der Systematik und Entwicklung der Zettelkasten-Methode, aber nicht zuletzt auch darin, das alles analog zu tun. Mittlerweile gibt es dazu auch alternativ die Möglichkeit, sein Wissen und seine Forschung in einem digitalen Zettelkasten zu organisieren.
Sicher gibt es etliche Werkzeuge um einen Zettelkasten anzulegen, ich möchte jedoch gerne ein Tool herausgreifen, das seine Aufgabe meiner Meinung nach sehr gut erfüllt und überdies auch noch FOSS ist (GNU GENERAL PUBLIC LICENSE), das heißt es ist Open Source und kostenlos nutzbar. Das Tool nennt sich Zettlr und am etwas schwer aussprechbaren Namen kann man schon eine thematische Nähe zum Zettelkasten erahnen. Downloads des Programms werden für Windows, Apple und Linux zur Verfügung gestellt.
In erster Linie versteht sich Zettlr als Markdown-Editor. Das Thema Markdown hatten wir schon kurz beim Thema TiddlyWiki: Markdown ist eine einfache Auszeichnungssprache mit der sich ein Text über ein paar Zeichencodes verhältnismäßig einfach strukturieren und semantisch markieren lässt. Ein mit Markup ausgezeichneter Text bleibt für Menschen aber immer noch sehr gut lesbar.
Wenn man es gewohnt ist, mit Textverarbeitungsprogrammen wie etwa Word oder LibreOffice-Writer zu arbeiten, dann mag dieses Vorgehen umständlich erscheinen. Wie man am liebsten arbeitet, ist natürlich eine Geschmacksfrage, immerhin gibt es bei Textverarbeitungen viele nützliche und komfortable Funktionen und eine gewohnte Arbeitsumgebung. Was manche als Vorteil bei Editoren wie Zettlr empfinden, ist aber das ablenkungsfreie Schreiben, da man nicht in Versuchung gerät, z.B. an Formatierungen zu arbeiten. Es gibt im Grunde nur Text und man kann die Strukur definieren, nicht aber wie genau es formatiert wird. Später kann man in Zettlr den Text dann in zahlreiche Formate exportieren.
Allein dafür ist der Einsatz eines Markdown-Editors wie etwa Zettlr schon lohnenswert. Das strukturierte Vorgehen ist selbstverständlich auch für wissenschaftliches Arbeiten sehr interessant. Unter anderem unterstützt Zettlr Akademiker auch durch das Organisieren von Quellen und Zitaten, zum Beispiel mit Zotero.
Was Zettlr nun von den gewohnten Textverarbeitungsprogrammen unterscheidet und mehr an ein Wikisystem erinnert, ist die Möglichkeit, direkt in ein Dokument Metadaten aufzunehmen und die Inhalte mit Links, Dokumenten-IDs und Schlagworten (Tags) zu vernetzen und zu organisieren. Metadaten sind strukturierte Daten, die Information über Merkamle des Dokuments enthalten. Also zum Beispiel der Autor des Dokuments oder das Erstellungsdatum. Ein Textverarbeitungsdokument wie Word oder Writer haben ebenfalls Metadaten, allerdings werden die automatisch im Hintergrund angelegt und werden meistens vom Benutzer nicht bemerkt. Interne und externe Links sind möglich, es lässt sich auch auf andere Formate verlinken, etwa ein Excel-Arbeitsblatt oder ein PDF. Mit den internen Links lässt sich so etwas wie ein Inhalts-Link-Verzeichnis erstellen, das auf alle möglichen Ressourcen verweist und man könnte die Dokumente auf das Inhaltsverzeichnis zurückverweisen lassen. Mehr zu den Funktionen findet ihr in der Dokumentation von Zettlr.
Zettlr versucht so offen wie möglich zu sein und dabei dem Benutzer möglichst wenig im Weg zu stehen. Importe, Exporte und Verlinkungen von zahlreichen Formaten sind möglich.
Das ist nur ein kleiner Einblick in Zettlr. Es gibt noch viele nützliche Kleinigkeiten, wie etwas den Lesbarkeitsmodus (bei dem ich mir aber nicht ganz sicher bin, ob dieser außer bei englischen Texten zuverlässige Ergebnisse anzeigt), ein Pomodoro-Timer, einen ablenkungsfreien und einen Schreibmaschinen-Modus und die Möglichkeit, das Aussehen des Programms an seine Vorlieben anzupassen (Theming).
Das Beitragsbild ist ein Screenshot von Zettlr und stammt von der Startseite von zettlr.com.
[EDIT:] 18.05.2021 einige Tags und eine Erklärung zu Metadaten ergänzt.
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