Es gibt ein System.

Niklas Luhmann (1927 – 1998) war ein deutscher Soziologe und Gesellschaftstheoretiker. Er ist einer der bekanntesten deutschen Vertreter der Systemtheorie. Sein bedeutendster Nachlass ist der “Luhmannsche Zettelkasten”. In einem ihm eigenen System hat Luhmann Zitate, Referenzen, Ideen und Gedanken mit Querverweise in Karteikästen gesammelt. Sein Wissen auf Papier festgehalten, abgelegt und systematisiert. Eine Form von Wissensmanagement. Die ermöglichte Ihm sein Wissen zu verknüpfen, Verbindungen zwischen verschiedenen Themen herzustellen, Argumentationen aufzubauen. Das Ganze hat System und Ordnung… für Luhmann.

Für die WissVibes habe ich mir einen Kalender gekauft. Vorne die Monatsübersicht und hinten Notizbuch. Protokolle von Treffen, Ideen für Artikel, Zitate und frisch Gelerntes halte ich dort fest. Dabei habe ich ein eigenes System aus farblich passenden Markern, Gelstiften und Klebezetteln. Ich schreibe Seitenzahlen auf Zettelchen und quetsche Erkenntnisse an den Rand. Luhmann und ich, wir haben eines gemeinsam, auch wenn sein Zettelkasten ungleich umfangreicher und ausgeklügelter ist: wenn wir jemand anderes in unsere Sammlung schauen ließen, wäre die Struktur wahrscheinlich nicht zu erkennen.

Und doch gibt es eine. Die für mich funktioniert und für Niklas Luhmann auch funktioniert hat. Bei Luhmann zeigt es sich an einer enormen Bandbreite der Veröffentlichung von Aufsätzen und Büchern. Wer sich mit Luhmann einmal genauer auseinandersetzt wird schnell merken, wie vernetzt und maximal komplex seine Texte und Theorie sind. Neben seinen Veröffentlichungen hat Luhmann mit seinem Zettelkasten sein Wissen sichtbar gemacht. Mehr noch er hat es (be)greifbar gemacht.

Für mich ist das der entscheidende Punkt. Luhmann hat sein Wissen sichtbar gemacht, in einer für ihn selbst passenden und stimmigen Struktur. Er hat einen Umgang gefunden. Das sollten wir auch tun. Wir sollten Aha-Momente, Learnings, interessante Stellen eines Artikels für uns selbst kuratieren. So wie es für uns passt. Auf diese Weise können wir uns selbst unser Wissen vor Augen führen. Wir können uns selbst unseren Prozess, unser wachsendes Wissen und unser Wissen deutlich machen. Häufig leben wir nach dem Prinzip “Ich muss nicht alles wissen, ich muss nur wissen, wo es steht!” doch unser Wissen auszuformulieren, es zu verknüpfen und festzuhalten, stärkt unser Verständnis und unser Begreifen. Damit wir wissen, was wir wissen.