Seitdem ich das erste Mal die wunderbare Welt von Zamonien betreten habe, bin ich ein RIIIIEEESSENNNgroßer Fan von Walter Moers und seiner Fantasie. Ich habe ab einem bestimmten Moment dann so aktuell die Werke verfolgt, dass ich immer schon sehnsüchtig auf das nächste Buch gewartet habe. Dann hat es immer länger und länger gedauert und er verschwand erst einmal wieder aus meiner Wahrnehmung – aus den Augen aus dem Sinn mäßig. Dann bekam ich vor vielen Jahren das Hörbuch von Das Labyrinth der Träumenden Bücher geschenkt. Denn der Sprecher war niemand anderes als Andreas Fröhlich, der auch den Bob Andrews meiner großen Liebe „Die drei ???“ spricht. Das war wunderbar und irgendwie auch ein wenig der tiefere Einstieg in das Mögen von Hörbüchern, obwohl ich auch Rufus Beck Version von Harry Potter sehr mochte, aber das ist ein anderes Thema. Zurück zu Andreas Fröhlich: Er liest es ganz fantastisch mit verstellten Stimmen und haucht so den verschiedenen Wesen und Orten noch mal ganz anders Leben ein. Ich war hin und weg. Und dann wieder keine neuen Werke und die ersten Bücher las Dirk Bach. Oha, den kannte ich nur etwas blödelig albern und mochte ihn nicht so sehr als Komiker. Als Mensch war er bestimmt ein netter Typ, aber die wunderbare Welt von Zamonien gelesen vom Gesicht des Dschungelcamps? Das kam mir im Vergleich mit Andreas Fröhlich wie ein bitterer Abstieg vor. Mein diesbezüglich Bias gesteuertes Ich gab ihm keine Chance. Das wollte ich einfach nicht.

ZEITSPRUNG

Als ich in mein erstes eigenes Büro zog, brauchte ich irgendwas, um mir ein Zeitfenster für eine Pause zu geben, kombiniert mit einer bestmöglichen Ablenkung, um den Kopf frei zu bekommen. Vorher neigte ich dazu immer nur irgendwas nebenbei am Rechner sitzend zu essen. Daher habe ich angefangen in meiner Mittagspause eine Folge einer Serie zu schauen, die ca. 40 Minuten dauerte. Das war genug Zeit und Ablenkung, um frisch wieder ans Werk zu gehen. Als dann Marcus mit ins Büro zog, haben wir angefangen Hörspiele zu hören. Und da ich eh viele Hörspiele konsumiere, wenn ich zB koloriere, gab es reichlich Auswahl. Vor kurzem habe ich festgestellt, dass ich gerne mal wieder Zamonien besuchen würde und das ich noch sehr viele Guthaben bei Audible hatte. Also habe ich aus einer Laune heraus Die 13 ½ Leben des Käpt‘n Blaubär gekauft – ja ich weiß – gelesen von Dirk Bach. Und was soll ich sagen: HAMMER!!! Dieser Mann war ein Genie mit den Stimmbändern. Er liest es unglaublich gut. Er hat eine irre Range von sehr tiiief und voluminös bis hin zu hoch und fiepsig. Er singt und reimt und ich bin hin und weg. Was habe ich mich da von meinem Vorurteil, entstanden durch eine, wie ich finde überflüssige nervige Fernsehsendung, in die Irre leiten lassen. Dirk Bach ist ein Meister. Er baut Dramatik auf, taktiert mit Geschwindigkeit, Lautstärke und jagt einem Schauer über den Rücken nur um einen im nächsten Moment in eine wohlige Kuscheligkeit zu lesen. Wirklich richtig richtig richtig toll. Und neben dem Sprecher kommt noch der Inhalt.

Walter Moers ist für mich ein Meister der fantastischen Literatur. Er ist aber auch ein sehr guter Zeichner und nimmt uns durch seine Illustrationen mit nach Zamonien und lässt den Leser so teilhaben an den unzähligen Wesen und Orten, die er so geschaffen hat. Zum Inhalt: Das erste Buch ist die Autobiographie von Käpt‘n Blaubär und die 13 ½ Welten in denen er lebt sind eine vergnügliche Reise mit vielen Begleitern und Abenteuern. Das für mich besondere an Moers ist, dass er nicht nur ein sehr guter Schriftsteller ist und man problemlos in jede seiner Geschichten eintauchen kann, sondern dass er es schafft die unglaublichsten Aufzählungen dadurch glaubhaft zu machen, dass er eine kleine Prise Bekanntes mit einmischt. Hier nur als ein Beispiel Käsesorten, die in den Zamonienbüchern verwendet werden: Animierter Anazazi, Bauminger Waldschrat, Blagosio aus Trillertal, Blenhaimer Blauzipfel, Extrascharfer Teufelskäse, Flomontal de Florinth, Gralsunder Grubenkäse, Gralsund-Pecorino, Gunkelstetter Camembert, Kleinkornheimer Käseknorzen, Nebelheimer Quallenquark, Panierter Midgardbergziegenkäse, Quargelheimer Sauerkanten, Roter Druidenkaas (mit Kapuze), Wassertaler Hobelkäse, Zwergenkäse aus dem Riesengebirge, Zyklopenkäse in Vulkanasche. Und dasselbe gibt es mit Waffen, Landschaften, Musikrichtungen und -instrumenten, Dichtformen, Kampfstilen oder oder oder. Hinzu kommt die sagenhafte Kreativität. Ich liebe es, dass viele der berühmten Persönlichkeiten Zamoniens Anagramme von Persönlichkeiten sind, die wir kennen. Kleine Kostprobe gewünscht? Here we go: Dölerich Hirnfidler (Friedrich Hölderlin), Göfel Ramsella (Selma Lagerlöf), Ojahnn Golgo van Fontheweg (Johann Wolfgang von Goethe), Perla La Gadeon (Edgar Allan Poe), Sanotthe von Rhüffel-Ostend (Annette von Droste-Hülshoff), Sweng Ohrgeiger (George Gershwin) und neben Dölerich Hirnfidler einer meiner absoluten Lieblinge und ich glaube er hätte es selbst auch gut gefunden T.T. Kreischwurst (Kurt Schwitters). Lies dir die Namen auch mal laut vor. Auch lautmalerisch sehr gelungen.

Ich könnte noch ohne Ende weiteres aufzählen was ich an der Zamonien-Welt mag. Es gibt Märchen (Ensel und Krete), Heldengeschichten (Rumo und die Wunder im Dunklen) und magische Geschichten (Der Schrecksenmeister) und der Einfallsreichtum von Moers gepaart mit seiner erzählerischen Klasse treibt den Lesegenuss auf die Spitze.

Wenn du Hörbücher magst kann ich dir alle von Dirk Bach und alle von Andreas Fröhlich (der nach Bachs Tod den Job übernahm) gelesenen Varianten empfehlen. Und ich würde sehr raten sie der Reihe nach zu lesen. Also tatsächlich bei den 13 ½ Leben anzufangen. Oder zu hören. Damit solltest du gut durch die dunkle Jahreszeit kommen. Und außer der Reihe gibt es noch „ Weihnachten auf der Lindwurmfeste“ vom berühmtesten zamonischen Dichter Hildegunst von Mythenmetz

Ich hab in der Illustration zum Artikel mal alle Bücher in der richtigen Reihenfolge aufgeschrieben. Das letzte ist noch nicht erschienen!