Es ist ein ganz normaler Sonntag – ich lasse mich vom Frühstück auf die Couch treiben – telefoniere, daddele auf Instagram. Im Kopf gehe ich die nächste Woche durch und sortiere To Dos, nehme mir vor zu trainieren und ein bisschen mehr auf meine Ernährung zu achten, und wirklich effizient meine Projekte zu erledigen und weniger aufs Handy zu schauen, auch zeitig aufzustehen um schon morgens ein wenig zu stretchen. Vielleicht sogar ein wenig an dem Buch zu schreiben, was seit 5 Jahren in meinem Kopf ist. Fast Forward zu Montag: Der Wecker klingelt, und plötzlich finde ich meinen Plan total doof. Will lieber liegenbleiben und später stretchen. Am Ende hab ich dann doch im Bett schon 20 Minuten das Handy in der Hand und hab nicht gestretcht und hetze den Projekten hinterher, dabei multitaske ich und lasse mich von Anrufen und Mails ablenken und esse auf dem Weg zum nächsten Termin eine Packung Kekse statt dem gesunden Essen, dass mir gestern noch vorschwebte. Kennt das jemand? Was ist aus meinen Plänen geworden?
Ich weiß nicht, ob dieses Phänomen einen Namen hat, aber das Problem ist folgendes: Unser Hirn und unser Körper will SOFORTIGE, schnelle, einfache Befriedigung: Likes, Zucker, Sitzen-/Liegenbleiben, resultierend in endlos Zeit auf Social Media, Schokolade statt Mittagessen, und Couch statt Sport. Machte ja auch total Sinn früher, wo Interaktion, Kalorien und Ruhe eher rar gesät waren und etwas, was die, die das effektiv suchten und fanden evolutionär weiterbrachte.
Heute bringt uns die sofortige Verfügbarkeit von Bedürfnis-Befriedigung eher in die Misere, und tatsächlich sind inzwischen die Dinge langfristig wirklich gut für uns, die sich in dem Moment eher doof oder aufwändig anfühlen. Ablenkungen widerstehen, „Gesund“ essen bzw. Kochen, sich aufraffen und bewegen – die Resultate sind leider erst auf lange Sicht erkennbar.
Was nun tun? Wie oben beschrieben bin ich auch richtig gut im Planen, aber oft richtig schlecht im Tun. Ich habe hier schonmal beschrieben, wie Gewohnheiten helfen, Entscheidungen zu reduzieren (wenn ich immer Müsli und Obst frühstücke und vielleicht schon am Vortag vorbereite ist die Versuchung nicht so groß, den Tag mit einer großen Portion Eis im Bett zu starten). Klar hilft MealPrep, gute Schlafhygiene (kein Handy im Schlafzimmer), gutes Timeboxing (dezidierte Zeit für Mails, andere für konzentrierte Projektarbeit, und wieder andere für Auszeiten ohne Bildschirm). Und am meisten hilft das Umfeld: Kein Eis im Haus und keine Schokolade in der Schublade, ein Buddy, der morgens mit mir Laufen geht, ein Hund, der gerne raus möchte. Leute, die mit mir co-worken (und vielleicht sogar kochen!). Was für Tricks habt ihr?
Verwandt ist übrigens die „Aufschieberitis“ oder der „knowing-doing-gap“ (gelesen in Creative Confidence, dem Buch der Woche diesen Donnerstag!) — das Lesen, Recherchieren, Lernen statt ins Tun (oder Buch-schreiben, oder selbstständig-machen) zu kommen, Dinge im Workshop beschließen und dann aber weitermachen wie gehabt… Stoff für einen nächsten Artikel!
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