Dieses Mal möchte ich ein ernstes Thema ansprechen. Es geht dabei auch dieses mal um Wissen und Lernen, wenn auch im weiteren Sinn. Und darum, dass Wissen Macht bedeutet und wenn das Wissen in die falschen Hände gelangt, auch Schaden anrichten kann. Es wurde von mehreren netzpolitischen Vereinen in der EU eine Petition gestartet, um ein Verbot biometrischer Massenüberwachung zu erreichen. Warum das jeden von uns betrifft, möchte ich in diesem Artikel darstellen.

Wenn in einem Gespräch das Thema Datenschutz aufkommt, dann erlebe ich oft, dass die Menschen im besten Falle gelangweilt und gleichgültig reagieren und manchmal auch genervt oder frustriert. Und ehrlich gesagt, das alles kann ich sehr gut verstehen und nachvollziehen. Dahinter steht wahrscheinlich oft, dass man sich nicht vorstellen kann, dass man über Daten verfügen soll, die für andere interessant sein könnten, oder über was für Möglichkeiten man verfügt und welche Ausmaße und letzten Endes auch persönlich erlebbare Auswirkungen die Datensammlung haben kann. Hinzu kommt, dass sich unsere Welt leider nicht über Armut an schwierigen Themen beschweren kann und das Thema Datenschutz ist noch ein weiteres Thema in dieser Art.

Falls ihr nicht viel darüber wisst, dann liegt das nicht an euch, denn es ist nicht im Interesse der Akteure, dass EU-Bürger über all die Dinge aufgeklärt werden, mit denen sich schmutziges Geld verdienen lässt. Und dadurch, dass alles verdeckt gehalten wird, sind die Auswirkungen auch nicht unmittelbar spürbar oder werden einem bewusst. Daher gibt es unter Datenschützern auch die Analogie zur Radioaktivität: Man kann sie nicht sehen oder fühlen, aber die Auswirkungen sind sehr schädlich und spürbar!

Hier aber einige Beispiele:

  • Ein Arbeitgeber kann deine Mimik und Gestik nutzen, um zu entscheiden, ob du für einen Job geeignet bist.
  • Die Polizei kann dich wegen deiner Art zu Gehen auf eine Liste von verdächtigen Personen setzen.
  • Ein Onlineshop kann dir ausschließlich basierend auf seiner Annahme deines Geschlechts oder deiner ethnischen Zugehörigkeit Produkte empfehlen.
  • Deine Universität kann dir aufgrund der Leute, die du triffst, einen Platz in deinem präferierten Kurs verweigern.
  • Deine Kfz-Versicherung kann wegen der Art und Weise wie du dich kleidest teurer werden.

Beispiele von https://reclaimyourface.eu/de/

Biometrische Daten beinhalten sensible Informationen über unseren Körper und auch unser Verhalten. Dazu kommt, dass diese Merkmale unveränderlich sind. Während man eine verloren gegangene Kreditkarte einfach sperren und danach ersetzen kann, haben wir ein Leben lang die gleichen Fingerabdrücke oder Augen. Es sind aber nicht nur Fingerabdrücke, sondern bei den biometrischen Überwachungsmaßnahmen wird das Gesicht vermessen, Augen, Venen, Stimme, Gangart oder auch wie wir auf einer Tastatur tippen um nur einige Beispiele zu nennen.

Das alles passiert, wie bereits erwähnt, im Verborgenen. Vielleicht wisst ihr es schon oder habt es auch schon mal selbst erlebt: Wenn man weiß, dass man überwacht wird, verändert man sein Verhalten. Und wer erfasst und kategorisiert wird, wird beurteilt und diskriminiert. Jede Person wird so zu einem potentiell Verdächtigen. Unsere Persönlichkeit mit Emotionen und Eigenheiten werden gegen uns verwendet – ist diese Praxis mit der Menschenwürde vereinbar?
Dabei ist nicht ganz klar, was die wahre Absicht hinter all diesen Maßnahmen ist. Klar dürfte sein, dass sich mit den Daten viel Geld verdienen lässt (Überwachungskapitalismus). Sogar Frau Merkel, für die das Internet Neuland ist, sprach davon: Daten sind Rohstoffe des 21. Jahrhunderts (2015 in Berlin, Verlegerkongress Publishers‘ Summit). Nicht ohne dabei zu betonen, man müsse aufpassen (…)dass der Datenschutz nicht die Oberhand über die wirtschaftliche Verarbeitung gewinnt. (https://www.heise.de/newsticker/meldung/Merkel-Daten-sind-Rohstoffe-des-21-Jahrhunderts-2867735.html)
Man kann es nicht anders sagen – beim Thema Datenschutz und Überwachung gibt es ein Machtgefälle und ein großes Missbrauchspotential.

In diesem Video hat der Video-Künstler Alexander Lehman das Thema kurz und knackig aufbereitet:

Zahlreiche netzpolitische und bürgerrechtliche Organisationen in Deutschland und in der EU fordern daher automatische Gesichtserkennung in der Öffentlichkeit durch die Polizei oder andere staatliche Akteure zu verbieten und beim Vorgehen gegen Terroranschläge auf soziale Präventions- und Aussteigerprogramme statt auf ungezielte Massenüberwachung zu setzen.

Zu den unterstützenden Organisationen zählen unter anderem der Chaos Computer Club, Amnesty International, Digitalcourage, die Humanistische Union und die Gesellschaft für Informatik.

Auf https://reclaimyourface.eu/de/ könnt ihr euch weiter informieren und dort könnt ihr auch eine Petition für ein neues Gesetz unterzeichnen, um auf EU-Ebene sicherzustellen, dass die biometrische Massenüberwachung gezielt und ausdrücklich verboten wird.

Es bleibt zu hoffen, dass die Petition nicht nur erfolgreich wird, sondern dass ihr auch von Seiten der Politik Gehör geschenkt wird.


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