Wir können viel voneinander lernen, vor allem dann wenn wir uns aufmerksam zuhören. Manchmal ist es schwierig von Menschen zu erwarten, dass sie uns ihre Weltsicht und Erfahrungen erläutern. Daher finde ich es mutig und toll, wenn Autor:innen ihre persönlichen Geschichten in Büchern aufarbeiten. Im Fall des Bilderbuches “Jeden Tag Spaghetti” geht es um Rassismus-Erfahrungen.
Ich tue mich schwer damit Bilderbuch zu schreiben, eigentlich ist es schon eine Graphic Novel. Laut Bohem Verlag ist das Buch ab 9 Jahren geeignet. Auf jeden Fall auch für Größere! Das Buch ist vollfarbig gedruckt und hat eine tolle Haptik sowie Optik. Auf 128 Seiten beschreibt Lucia Zamolo ihre eigenen Erfahrungen (und die von Bekannten) mit Alltagsrassismus. Neben diesen Erfahrungen und Gedanken werden Hinweise auf Texte und soziologische Konzepte gegeben, welche eine Einordnung und weitere Auseinandersetzung möglich machen.
Wenn ich den Begriff “Alltagsrassismus” schreibe, zieht es in meinem Herzen, denn für manche Personen ist die Erfahrung von Rassismus alltäglich. Das Buch macht deutlich, dass die Frage “Woher kommst du eigentlich?” ein ziemlich tiefes Feld aufreißt und verletzt: Menschen wird Andersartigkeit unterstellt. Auf den letzten Seiten schreibt Lucia Zamolo über ihre Bedenken bei der Entstehung des Buches. Sie als weiße Person genieße viele Privilegien, trotz der rassistischen und übergriffigen Erfahrungen mit denen sie sich konfrontiert sieht. Ich finde es mutig und wichtig, dass sie mir und anderen diesen Einblick ermöglicht. Gerade weil die Autorin aufzeigt, dass auf rassistische Aussagen ein schnelles “Ja, so war das aber nicht gemeint” folgt. Es zeigt auf, dass Rassismus eben nicht nur aus der braunen, rechten Ecke kommt. Sondern wir in unserem alltäglichen Handeln eine Sensibilität für unsere eigenen Vorurteile und unser Schubladendenken entwickeln müssen.
Für mich ergänzt es die manchmal sehr woken und sich immer stärker abstrahierenden Diskussionen… Nein, es macht sie für mich wieder greifbarer, weil es mir aufzeigt, um was es geht. Es geht um Menschen, die wir mit unserem vorschnellen Urteil verletzen. Menschen, die wir (ja, du und ich) mit unserem Schubladendenken und unbedachten Frage/Aussage verletzen. Für mich macht dieses Buch den Diskurs um Rassismus wieder nahbar und wirft mich zurück in das Bewusstsein, warum es wichtig ist zuzuhören, Fehler einzugestehen und es besser machen zu wollen.
Hier ist noch ein bezauberndes Interview mit der Autorin über das Buch. Sie geht noch einmal auf die Frage “Woher kommst du eigentlich?” ein und erklärt, dass es um den Kontext geht in dem sie gestellt wird.
Einen Hinweis habe ich noch: „Elefant auf der Brust“ ist ein weiteres Buch von Lucia Zamolo und steht schon auf meiner Bücher-Wunschliste.
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