In der letzten Woche am 15.2.2022 fand das Barcamp “Weiterbildung neu denken” statt. Ich möchte hier auf dem Blog die Möglichkeit nutzen Euch auf das Barcamp aufmerksam zu machen, erzählen wie es organisiert war und welche Gedanken ich mir dazu gemacht habe. Das kurze Fazit vor den langen Ausführungen: Toll, dass es unterschiedliche Räume gibt, in denen ich mit unterschiedlichen Perspektiven auf ein Thema gucken kann, dass mich beschäftigt: Bildung.

Organisiert wird das Barcamp “Weiterbildung neu denken” vom Regionalbüro Baden-Württemberg. Das Regionalbüro BW ist eine Servicestelle für Weiterbildungsanbieter:innen, Weiterbildungsinstitutionen, Bildungsinstitute und Weiterbildungsinteressierte des Landes Baden-Württemberg und bietet Trendanalysen, Netzwerkstelle sowie Weiterbildungsberatung an. Unterstützt bei der Organisation und Durchführung hat Karlheinz Pape von der Corporate Learning Community. Auf der Seite von Kompenex heißt es “Der Schwerpunkt dieser BarCamps liegt auf Themen rund um die berufliche Weiterbildung. Jedes BarCamp hat zudem ein eigenes Motto, entsprechend aktueller Trends. Dort bietet sich die Möglichkeit, über diese Trends mit anderen zu diskutieren, sich zu informieren oder zu netzwerken. Dabei geht es um echte Impulse, die weiterbringen.” Das fünfte Barcamp stand unter dem Motto “Weiterbildung in pandemischen Zeiten – Arbeit im New Normal und Lernen Old School”.

Das Barcamp ist mit einer umfassenden Struktur organisiert. Eine Woche vor dem Barcamp gab es ein umfangreiches Onboarding via E-Mail. Der Sessionplan ist ein wunderbar formatiertes GoogleDoc, in welchem die Sessions bereits vor dem Barcamp eingetragen werden können. Sessiongebende bringen dabei ihr eigenes Konferenztool mit oder suchen nach Technik-Kümmerer:innen, welche diese bereitstellen. Dadurch entsteht die Möglichkeit an einem Nachmittag verschiedenste Online Konferenz-Tools (Zoom, Microsoft Teams und Webex) und Tools des kollaborativen Arbeitens kennen zu lernen. In jeder Session-Spalte befindet sich ein Link zu einer anderen Stelle innerhalb des GoogleDoc mit Platz für die Dokumentation der jeweiligen Session. Karlheinz Pape ermunterte alle Teilgebenden ihre jeweiligen Erkenntnisse und Learnings dort festzuhalten, mit anderen Teilgebenden zu teilen. Die vielen Perspektiven und der Austausch seien, dass was ein Barcamp so wertvoll macht. Da bin ich ganz bei ihm.  Neben der (Kennen-)Lernchance, die so ein bunter Tool-Mix bietet, kann es den Teilgebenden auch die Teilnahme erschweren. Eine Rückmeldung aus dem Kreis der Teilgebenden war, dass die Sicherheitseinstellung des Firmenrechners die Arbeit mit Google Dokumenten unterdrückt. 

Beim fünften Barcamp gab es eine Neuerung: nach der Begrüßung durch die Organisator:innen und das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus gab es einen Impulsvortrag. Diesen hielt Prof. Dr. Jutta Rump (Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Internationales Personalmanagement und Organisationsentwicklung an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen) über Megatrends, die Corona Krise und deren Auswirkungen auf Arbeit und berufliche Bildung. Ihr unglaublich anregender Vortrag bezog sich zum Teil auf diese Veröffentlichung über die 7*3er-Regel. Einer der Impulse auf denen ich immer noch kaue: Es sollte nicht nur darum gehen, wie wir immer wieder Neues lernen, sondern auch wie wir verlernen.

Zu Beginn des Barcamps, um 13 Uhr,  waren über 150 Teilgebende anwesend. Nach der Vorstellung der Sessions starteten diese am Nachmittag um 15 Uhr. Pro Durchgang gab es sechs Session-Slots. Insgesamt wurden 21 Sessions zu den unterschiedlichsten Themen angeboten: Megatrends, Flipped Learning, der Einsatz von Whiteboards, Künstliche Intelligenz, Virtual Reality und digitale Lernräume. Manche Sessions sind eher ein Vortrag, andere Sessiongebende wünschen sich Feedback zu entwickelten Angeboten und andere laden zu Diskussionen ein. Sessions sollen nach 45 Minuten ein hartes Ende finden. 15 Minuten Pause mit Hinweis auf die Netzwerkmöglichkeit via Wonder, dann zur vollen Stunde geht die nächste Session los. Auf dem GoogleDoc wuseln die Cursor wie wilde Ameisen.  Das Event ist ein tolles Angebot zur Vernetzung und für neue Impulse für Beschäftigte in der beruflichen Bildung und Weiterbildung.

Ich habe nicht das erste Mal an diesem Barcamp teilgenommen und freue mich jedes Mal über die verschiedenen Impulse und Blickwinkel, die dort miteinander geteilt werden. Bei meiner vierten Teilnahme fällt mir allerdings auf, dass mich der Wochen im Voraus bereit stehende Session-Plan nervös macht. Die Sessions verlieren ihren improvisierten Charme, bei dem sich Menschen begegnen und werden zu gut organisierten Vorträgen. Im OnBoarding machen die Organisator:innen eindrücklich darauf aufmerksam, dass Barcamps keine “Werbe-Veranstaltungen” sind. Irgendwo zwischen Selbstvermarktung, Angebots-Feedback und begreifen, was “die Konkurrenz” so macht, empfinde ich das Feld. Die Dynamik, die dadurch entsteht, ist eine andere als bei Community-Barcamps. Ich bemerke, dass es mich etwas unsicher und neugierig macht. Insgesamt bin ich dankbar für diesen Raum in dem ich die Möglichkeit habe noch einmal anders auf die (Weiter-) Bildungslandschaft und deren Akteur:innen zu schauen. Bei diesem Barcamp wird mir die Selbstverantwortung der Teilgebenden besonders deutlich. Es wird viel geboten und statt möglichst viel mitnehmen zu wollen, muss ich eine Balance finden zwischen Session, Netzwerkmöglichkeit, Session-Dokumentation und “Ich brauche gerade echt eine Pause, mir schwirrt der Kopf”. Ein Moment, den ich besonders für die Erwachsenenbildung interessant finde: Selbstverantwortung fürs Lernen und die Balance. Ein Aspekt den auch Prof. Dr. Rump in ihrem Impuls betonte. Es geht in der wachsenden Verdichtung von Informationen und Arbeit darum als Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer eine Balance zu finden.

 

Wer neugierig auf den Vortrag von Prof. Dr. Jutta Rump geworden ist, findet hier noch zwei Interviews, die einen Eindruck zu den Inhalten und ihren Arbeiten vermitteln:

  • Interview im Rahmen des Demografie-Kongress zur Rolle von Politik und Gesetzgebenden bei der Zukunft der Arbeit.
  • Im Faktor A erschienen ist dieses Interview über die Arbeitswelt von Morgen