Wenn Bücher zu Filmen werden, dann scheiden sich oft die Geister. Häufig sehen Charaktere, Umgebungen und Stimmungen in der eigenen Fantasie anders aus, als die filmische Umsetzung. Manchmal schaffen die eigenen Vorstellungen neben dem Film zu stehen, in anderen Fällen passt es einfach nicht.

Bis August 2022 habt ihr noch die Chance Euch ein eigenes Bild vom Roman “Der Gesang der Flusskrebse” zu machen. Die Wahrscheinlichkeit, dass das noch nicht geschehen ist, scheint mir allerdings recht gering, gehört der Roman von Delia Owens doch zu den meistgekauften Büchern des Jahres 2021. Wie ich finde zu recht. Die Geschichte ist fesselnd geschrieben und mir fiel es schwer das Buch aus der Hand zu legen. Sie bewegte sich zwischen der Weichheit von wogendem Seegras und der Schwüle eines flimmernden Fiebertraums.

Der Roman handelt von häuslicher Gewalt, gesellschaftlicher Vernachlässigung und dem Erwachsenwerden eines jungen Mädchens (Kya). Welches alleine in den Sumpfgebieten von North Carolina lebt. Noch dazu ist es ein Krimi, welcher sich zwischen der Kindheit des “Marschmädchens” und deren Gegenwart bewegt. Der Highschool-Liebling und ehemalige Quarterback wird tot aufgefunden und ein Justizfall entspinnt sich. Da keine Spuren um den Toten gefunden werden, gerät die Außenseiterin Kya in den Mittelpunkt der Ermittlung.

In diesem Satz könnten Spoiler enthalten sein, daher Augen zu und durch oder überspringen.

Die Geschichte spitzt sich zu, an vielen Stellen war ich wirklich wütend, weil ich dachte “Jetzt ist doch auch mal gut! Ich wäre an zwei, drei Stellen im letzten Viertel des Buches echt okay mit einem Ende gewesen, doch dann kam noch mal was… Und dann noch mal. Mit der Protagonistin habe ich wirklich mitgefiebert, wobei diese alle Lebenswendungen schon fast mit einem stoischen Gleichmut hingenommen hat. Hauptsache überleben. Die Frage nach dem guten Leben stellte sich an so vielen Stellen viel zu wenig, obwohl hier und dort in der Erzählung silberstreifen am Horizont des Marschlandes aufblitzen. 

Ich bin gespannt, ob die Verfilmung es schafft die Stimmung, die Weichheit der Landschaft und die Härte der Menschen auf eine gleiche Weise zu transportieren. Der Titelsong von Taylor Swift schafft einen guten Einstieg.

Der Gesang der Flusskrebse ist im Heyne Verlag erschienen und das Taschenbuch kostet 11,99 €.