Wenn man sich selbständig macht, ist einer der Ratschläge, der von allen Seiten kommt, sich zu vernetzen und sich zu zeigen. Das ist in Corona-Zeiten natürlich leichter gesagt als getan. Ich habe mich daran gewöhnt, dass man sich online trifft und während vor Corona mein Leben zu einem guten Anteil aus Reisen und Zug fahren bestand, ist die Aussicht mein wunderbares Büro zu verlassen heute überhaupt nicht verführerisch. Hinzu kommt, dass ich mit zunehmender Erfahrung immer kritischer werde, was Netzwerke betrifft. Von wegen Quality time und so. Die richtige Wahl ist nämlich gar nicht so einfach. Ich teile hier mal mit Euch, was meine Beobachtungen und Erfahrungen so sind.

Ich lebe seit vielen Jahren in der gleichen Stadt. Vor ungefähr acht Jahren bin ich von dem Status einer Angestellten in den Selbständigen-Modus gewechselt. Damit einher gehend habe ich die gleiche Stadt noch einmal komplett neu kennen gelernt. Inklusive ganz anderer Menschen.

Mit Beginn der Selbständigkeit bin ich dann aktiv in eine Gruppe eingetreten, die sich als Netzwerk für den Mittelstand verstand und hoffte so ein wenig mehr in die Unternehmerwelt zu finden, die so gar nicht meine war. Und natürlich habe ich mich auch gefragt, ob ich dort vielleicht den ein oder anderen Kunden auftun kann.

In diesem Netzwerk wurde ich nicht wirklich ernst genommen, weil ich eben Kreativ-Wirtschafterin bin und kein skalierbares Produkt hatte, das man sofort kaufen konnte. Bzw. weil ich in einer Stadt lebe, die sehr stolz auf ihre Universität ist und dummerweise ist meine Selbständigkeit auch keine Uni-Ausgründung. Und schließlich und endlich sahen 2015 die meisten in diesem Netzwerk keinen Mehrwert in dem was ich tue. Also nicht wirklich eine Wohlfühlzone. Hinzu kam dass es bei 90% der Themen, die dort behandelt wurden nur um Vertrieb, Verkaufen und natürlich Vertrieb ging. Ach ja und Kundenmanipulation. Und wenn dann mal Themen zur Sprache kamen, die ich spannend fand – Innovation oder New Work, waren die dort vertretenen Ideen schon 1995 nicht state of the art geschweige denn 2015. Ich war verdorben von meiner Arbeit für zeitgemäß denkende Unternehmen und dachte mir, dass das mit mir und dem beruflichen Netzwerken schlicht nicht passt.

Und das ist dann auch schon der Grund für den Titel dieses Artikels. Es gibt nämlich doch Netzwerke in denen ich mich absolut wohl und glücklich fühle, extrovertiert bin und mit großer Freude, Offenheit und Neugierde auf neue Menschen zugehe und es gibt solche, die mich schüchtern und unsicher werden lassen. Das Ganze ist meistens gepaart mit Themen, die mich nicht interessieren, aber offensichtlich eine Mehrzahl der anderen Netzwerker. Wie so oft habe ich gedacht es liegt an mir, aber dann kam ein anderes Netzwerk. Keines das einen Titel hat, sondern, dass sich aufgrund gemeinsamer Themen gefunden hat. Besonders aufgefallen ist mir das bei einem Design Thinking Event war. Ich traf auf sehr nette talentierte Menschen, die ich im lokalen Kreativ-Netzwerk kennengelernt hatte und gute Bekannte aus lokalen Start-Ups und Unternehmen, die allesamt sehr inspirierend sind. All diese Menschen habe ich vorher nicht gekannt. Ich habe mich gar nicht dafür interessiert, was sich so in dieser Welt tut, geschweige denn auch nur einen Gedanken darauf gegeben, dass es sie überhaupt gibt. Heute treffen diese lokalen Menschen sich alle im Startraum, dem absolut grandiosen Co-Working Place in Göttingen.

In diesem Umfeld bin ich eine sehr glückliche Netchillerin. Es ist alles leicht und locker und macht mir Spaß und gibt sehr viel Energie. In den anderen ist vernetzen hartes Arbeiten und frisst Energie.

Noch ein Wort zu Online Netzwerk-Treffen, denn in Zeiten von Corona war die onsite soziale Interaktion mit neuen Menschen ja weitestgehend nicht mehr existent. Also die mit Menschen, die man bis dato noch nicht kannte. Stattdessen haben wir uns online getroffen. Wir haben in Zoom und Teams-Räumen virtuell versucht hinaus in die Welt zu kommen, neue Menschen zu entdecken und uns die Inspiration zu holen, die wir eben in den Netzwerken finden, auf die wir uns freuen. Die, die keine Arbeit sind. Und wenn du bislang noch nicht in solchen Netzwerken unterwegs bist, gehe auf die Suche. Finde die in denen du dich wohlfühlst und dich entwickeln kannst. Denn auch online Treffen haben Vorteile. Ich bin ja nun ein ganz große Nummer in der Visuellen Welt *prust. Nein ernsthaft, durch meine Bücher und das Organisieren des Sketchnote Barcamps kennen mich tatsächlich einige Menschen, die ich noch nicht kenne. Nach onsite Events habe ich oft Nachrichten bekommen, dass es schön war mal die Frau hinter den Büchern zu sehen, dass man sich aber nicht getraut hat mich anzusprechen oder mich gar um eine Signatur für eines meiner Bücher zu bitten. Online wird man nun mit beliebigen, unter Umständen auch berühmteren Leuten in einen virtuellen Breakout-Raum gepackt und die Hemmschwelle ist sehr viel geringer. Man kommt ins Gespäch und stellt fest: Die sind ja eigentlich alle auch nur normale Leute oder wie mein Freund Peter einmal so treffend formulierte: Die stricken auch alle nur mit Wasser. Somit freue ich mich wahnsinnig auf das Sketchnote-Barcamp, das auch in diesem Jahr nochmal online stattfindet.

Fazit: Vernetzt Euch, denn das bereichert das Leben und hilft sich zu entwickeln. Wenn und nur dann: wenn es das richtige Netzwerk ist. Dann ist es keine Arbeit sondern pures Vergnügen.

Und noch ein Wort zum Bild dieses Artikels. Seit vielen Jahren sind Marcus und ich Fans von Rumpfkluft. Das kommt daher, weil Marcus eh ein großer Fan von dem Schriftsteller Max Goldt ist und ich die Kombi mit dem Zeichner Stephan Katz sehr gelungen finde. Die Arbeiten des Duos findet man bei Katz und Goldt. Bei Rumpfkluft, dem Textilshop der beiden, bekommt man super coole T-Shirts und Marcus besitzt selbst einige und wir haben auch schon diverse verschenkt. Schaut mal vorbei, wenn Ihr etwas schrägen Humor habt und nicht mit den Mainstream-Sprüchen auf der Brust rumrennen wollt 😉 Eines der T-Shirts passte so super gut zu meinem Thema heute also habe ich gefragt, ob ich es als Illustration benutzen darf und ich durfte. Denn ich finde es super wichtig, dass man Urheberrechte respektiert. Ich bin ja nun auch nicht unbegabt mit zeichnen und lettern und hätte es einfach abschreiben können, aber in meinen Augen ist das nicht korrekt. Katz und Goldt haben sich das ausgedacht und das Mindeste was man machen kann ist zu fragen, ob man es benutzen darf und wenn nicht, dann lässt man es bitte auch bleiben. Einfach Sachen zu klauen ist für mich eine sehr fiese Form von Respektlosigkeit. Danke auch an Stephan Katz an dieser Stelle für die unkomplizierte Kommunikation.