Ich weiß zu wenig, um mich einen Trekkie zu nennen*, aber aktuell flüchte ich mich gern in ein Universum, in dem die Menschen auf der Erde als „United Earth“ agieren und die Neugier und Erforschung des Universums im Zentrum steht… ich liebe Science Fiction für die ethischen, gesellschaftlichen und sozialen Themen und Utopien und möchte in diesem Artikel einmal auf ein Paar Episoden schauen, die mir im Hinblick auf Diversität, Inklusion, alternative Lebensentwürfe und Gesellschaft im Gedächtnis geblieben sind. Vielleicht gefallen sie euch auch!

Zunächst einmal: Auch wenn es im Wikipedia-Artikel heißt, dass „Die Menschheit [im Star-Trek Universum] (…) die meisten der heutigen Probleme, wie etwa soziale Ungleichheit, Rassismus, Intoleranz, Armut und Krieg, überwunden [hat]“, sind die Casts der meisten Episoden und Filme trotz divers aussehender humanoider Lebensformen natürlich nicht ideal divers. Nimmt man sich den einfachen Bechdel-Test (häufig auch Sexismus-Test genannt) vor, fallen selbst auf der Voyager mit ihrer weiblichen Kapitänin 13% der Folgen durch, und es sind sicher auch ein Paar andere Fehltritte dabei. Trotzdem – ich mag Star Trek sehr und nur mal so für den Kontext: Die Episoden, mit denen ich mich beschäftige, stammen aus 1987-1999.

So, hier geht’s nun um meine aktuellen Diversitäts-Picks aus Deep Space 9 (DS9) und Enterprise: The next Generation (TNG):

Behinderungen

  • Lieutenant Commander Geordi La Forge ist als blinde schwarze Person auf der Enterprise Brücke stets in Action. In Folge 1/19 nimmt er die Besatzung auch mit in seine Erlebniswelt, indem der Input seines VISORs (Sehhilfe) auf den Schirm auf der Brücke überträgt. Über verschiedene Folgen und Filme trägt er teilweise das VISOR, erhält Implantate oder seine Sehfähigkeit zurück und „sieht seine Wahrnehmung durch den VISOR beziehungsweise die Implantate weder als Belastung noch als Vorteil an„, und in der Charakterisierung seiner Figur ist es stets ein Nebenthema.
  • In Folge 2/06 von DS9 geht es um Melora vom Planeten Elaysia, auf dem die Gravitation weit schwächer ist als auf der Raumstation** – dadurch bewegt sie sich auf der Deep Space 9 mit Hilfe eines Rollstuhls. In dieser Folge geht es um physische und mentale Barrieren auf der Station, auch um „unconscious biases“, also unbewusste Vorurteile, und das Thema wird sicher nicht ausreichend behandelt aber: Ich empfinde die Gravitation eine sehr interessante Metapher dafür, dass es die Umgebung bzw. äußere Umstände sind, die behindern… man überlege nur mal, auf der DS9 würde die Gravitation wie auf der Elaysia eingestellt!
  • In Folge 2/05 von TNG geht es um den stummen (nicht tauben) Diplomaten Riva, der weit über den Quadranten hinaus als Streitschlichter bekannt ist. Drei humanoide Wesen lesen seine Gedanken und übersetzen sie in Worte: Ein Wesen spricht Emotionen aus, das andere Wesen Logik, und ein drittes stellt die Balance aus beiden dar. Im Folgenden wurde finde ich ein wenig die Gelegenheit verpasst, für gehörlose Menschen eine Lanze zu brechen: Denn als die 3 Gedankenleser sterben, bleibt Riva nur die Gebärdensprache die Data, der Android, zum Glück schnell auf seine Festplatte lädt und fortan Rivas Gebärdendolmetscher mimt …und hier dachte ich: Wäre Riva taub, müsste er Lippen lesen, weil Data die Gebärden nur in eine Richtung übersetzte, also zwar Rivas Gebärden in Worte, nicht aber die Worte der Crew in Gebärden. Vielleicht wurde hier aus Bequemlichkeit der Hörenden darauf verzichtet…

Sexualität

  • Ich glaube in eine Szene von TNG einen Menschen in einer geschlechtsneutralen Uniform gesehen zu haben (leider finde ich sie gerade nicht) …Allerdings verstärken die Uniformen der Trekkies ansonsten eine binäre Geschlechterwahrnehmung.
  • Dax aus der Serie DS9 ist ein Trill. Trills sind Wirte eines Symbionten, der von einem Trill in einen ausgewählten nächsten übergeht, wenn dieser ablebt – die Erinnerungen und Persönlichkeiten vorheriger Leben gehen dabei in die nächste Person über. Daher ist Dax zuvor sowohl Mann als auch Frau gewesen, hat Kinder gebärt und kann aus allen Erfahrungen zehren (auch wenn sie in ihren jeweiligen Leben immer hetero blieb)… ich dachte zunächst, dass sich hier trans Personen vielleicht abgeholt fühlen, aber da sich Dax zu keiner zeit im falschen Körper fühlt, trifft es das wohl eher nicht zu. Schön und bemerkenswert finde ich aber, dass Dax ihre Sexualität voll auslebt und leben darf und von niemandem dafür verurteilt wird (natürlich wird es zum Thema, als sie mit Worf eine monogame Beziehung eingeht)

Vegetarismus, Kapitalismus, Frieden

Damit schließe ich mit dem Dialog zwischen Mr. Offenhouse und Captain Jean-Luc Picard: „This is the 24th century. Material needs no longer exist.“ – Offenhouse: „Then what’s the challenge?“ Captain Picard: „The challenge, Mr. Offenhouse, is to improve yourself. To enrich yourself. Enjoy it.“

PS: Wie Tanja mir gerade zuruft, ist das Star Trek Thema natürlich unerschöpflich! Vielleicht gibt’s bald noch einen Beitrag zum Thema Star Trek und Leadership:)

PPS: Bei der Recherche bin ich noch über einen anderen Artikel zum Thema Diversität und Star Trek gestoßen, den ich euch hier verlinke.

*Ich habe Episoden und Namen im besten mir möglichen Rahmen recherchiert – falls ich doch falsche Wörter verwende oder irgendetwas nicht korrekt darstelle lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen:)

** Das ist sicher sehr abgekürzt dargestellt – eigentlich müsste die Gravitation vermutlich für jede Lebensform auf der Station entsprechend ihres Heimatplaneten eingestellt werden.