Lange hat mich ein Film nicht mehr so gepackt, lange habe ich keinen über zweistündigen Film mehr zu Ende gesehen (sonst schlafe ich ein sobald das Popcorn, auch das meiner NachbarInnen, leer ist), und hat mich mit so viel Staunen, Grübeln und Wärme im Herzen zurückgelassen.
Disclaimer: Der Film enthält Gewalt (und sehr nice Kampf-Choreos) und (oft gleichzeitig) absurde Quatschszenen, das gefällt nicht jedermensch bzw. finden nicht alle lustig. Mir bzw. ich schon. Es ist ein bildgewaltiger, vollkommen eskalierter Mix aus The Matrix und Ace Ventura, aber mit weiblichen Hauptfiguren und einer für mich unerwartet klaren Moral der Geschicht’… und Achtung, ein bisschen Spoiler ich auch.
Kommen wir zur Handlung: Akt 1 – Everything. Evelyne muss die Steuern machen, ihr Mann will irgendwas von ihr, während sie für ihren Vater kocht und Kunden ihres Waschsalons bedient, ihre völlig missverstandene Tochter taucht auf. Die ersten Szenen transportieren schon so viele Gefühle, die wir Zuschauende als Eltern, Teenager, EhepertnerInnen, kurz, Familienmitglieder kennen – wenn es auch die genervte und ungeduldige Hauptfigur Evelyne nicht gerade zur Sympathieträgerin macht. Wir lernen die Handvoll Hauptakteure in den ersten Paar Minuten kennen, in denen die geballte Gewöhnlichkeit zusammen mit Evelyne urplötzlich im Mittelpunkt des Multiversums steckt, dass vor dem Urbösen gerettet werden muss – wie, von ihr? Aber sie kann doch nichts, muss erst lernen, dass sie wie keine andere Multiversum-Springerin ihre in anderen Leben erlangten Fähigkeiten in das aktuelle mitnehmen kann, erst um zu überleben, dann um der Endgegnerin, die sich als ihre Tochter Joy bzw. Jobu entpuppt, Paroli zu bieten. In diesem Akt Fragen wir „Was wäre, wenn…?“ Wenn ich diese und nicht jene Entscheidung getroffen hätte? Mit jeder dieser Entscheidungen all unserer Leben spaltet sich ein neues Universum ab, und Evelyne lernt, dass sie in anderen Leben Sängerin, Kung-Fu Filmstar, Starköchin ist – und ihr aktuelles Leben? Es ist das, in dem sie am wenigsten ihrer unendlichen Potentiale ausschöpft.
Akt 2 – Everywhere. Die Tochter Jobu, die Endgegnerin, entstand in einem Universum, in dem Evelyne das Multiversum und die Übertragung der Fähigkeiten entdeckte, und, unendliches Potential in ihrer Tochter sehend, Jobu Multiversum-springen ließ, immer weiter, bis Jobus Verstand zersplitterte… Wir lernen dass Jobu ihre Mutter Evelyne seitdem in allen Universen suchte, nicht etwa um sie zu töten sondern… ja was denn eigentlich? Die Tochter, die alles kann und mit einem Fingerschnips jedes erdenkliche Leben, Form, Molekül und Zeit erzeugen kann, stellt die Frage aller Fragen: Warum das Ganze? Was hat das alles für einen Sinn, wenn wir alles sein, alles machen können? Keinen! Gemeinsam mit ihrer Mutter will sie alles beenden und endlich Frieden finden. Evelyne zögert, schwankt zwischen egozentrischem Ausleben spannenderer Leben als dem der Waschsalon-Evelyne, aber als andere Springer ihre Tochter Joby töten wollen um das Ende des Multiversums zu verhindern, wird klar: Sie muss handeln.
Akt 3 – All at Once. Alles wiederholt sich, die Akteure kommen in verschiedensten Leben zusammen, kämpfen, überleben, fühlen. Plötzlicher und unwahrscheinlicher Held wird Evelynes Mann Wayland, der inmitten eines riesigen Kampfes zwischen Springern, die Joby töten wollen, Joby, die zusammen mit Evelyne sterben und alles beenden will und Evelyne, die alle in Schach zu halten versucht… und nun muss ich aufhören zu Spoilern.
Es ist Liebesgeschichte, Familiendrama, Science-Fiction- und Actionfilm, ein verrückter Augenschmaus mit einem Ende, das eine Botschaft hat, die in abgedroschenen Kalenderblättern todgekaut wurde doch zumindest ich durch diese vielen Bilder und Charaktere wirklich spüre: Seid lieb zueinander. Und genießt euer Leben.. es gibt nur das eine!!!
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