Weihnachten liegt hinter uns. Jetzt kann nur noch eines kommen: Silvester und Neujahr… Und dann… Unvorhersehbar wie die Lage momentan ist: wir müssen es wohl auf uns zukommen lassen.

Die Lage ist unübersichtlich und in die Zukunft kann kein Mensch so richtig schauen. Doch gerade zum Beginn des Jahres fassen wir immer wieder neue Vorsätze, was wir beginnen wollen. In diesem Artikel fasse ich Gedanken und Ideen zusammen, wie das mit den Vorsätzen klappen könnte und was (für mich) das Entscheidende daran ist. 

Ein Blick in das große Online-Nachschlagewerk zu Beginn. Doch Wikipedia will mir jetzt nur etwas über Vorsätze von Maßeinheiten erzählen, dass wäre am Thema vorbei. Ich wollte eigentlich erfahren, wie die Tradition der Neujahresvorsätze entstanden ist. Doch die Recherche gibt nicht viel her. Ich stolpere über die “10 besten Vorsätze für das neue Jahr” und “50 Neujahrsvorsätze, die sie fassen können”. Keine Erklärungen dafür, warum zum Beispiel die Vorsätze zum neuen Jahr gefasst werden. Eigentlich könnten Vorsätze zu jedem x-beliebigen Zeitpunkt gefasst werden. Ich erkläre mir den Zeitpunkt die Vorsätze zum neuen Jahr zu fassen, mit der Verknüpfung: es gibt doch diesen Spruch “jedem Anfang wohnt ein Zauber inne”. Daher glaube ich, dass die Hoffnung besteht, dieser Zauber würde sich feenstaubgleich auf alle anderen Aktivitäten legen, die wir beginnen wollen. Getreu dem Motto “New Year, New Me” als würde sich Aschenputtel-gleich unser Leben, der Kürbis, mit dem Glockenschlag in eine Kutsche verwandeln.

Dabei ist Sport ein Klassiker. Kommt in solchen Neujahresvorsatz-Listen, wie ich sie bei meiner Recherche fand, häufig vor. Vor allem mit Verlinkungen zu “So schaffen Sie es ihre Vorsätze auch zu erreichen”. Über die Neuanmeldung im Fitness-Studio werden so einige Witze gerissen. Und viele, ja auch ich, haben es selbst erlebt. Anmelden geht leicht, hingehen und wirklich aktiv werden, ist dann nicht mehr sooo einfach. Kathe hat in einem ihrer Artikel darüber geschrieben, dass sie Online-Kurse oder Seminar-Aufzeichnungen mit anderen zusammenschaut, um dran zu bleiben. Mir geht es beim Sport so. Diese individuellen Lösungen liegen mir mehr, als dass was ich in den meisten dieser “So schaffen Sie es”-Artikel fand. Meistens wird dort das ewig gleiche “eine neue Gewohnheit braucht 100 Wiederholungen” rezitiert. Wenn ich über diese Weisheit stolpere, muss ich schmunzeln und an eine Podcast-Folge von Isabell Prophet denken. In dieser sprach sie über den Irrglauben, dass Gewohnheiten uns den Sport, mehr Bewegung und die gesunde Ernährung in Fleisch und Blut übergehen ließen. 

“Natürlich gibt es Gewohnheiten, die sich wie Automatismen anfühlen können. An den Nägeln knibbeln ist eine Gewohnheit. Auf dem Klo zum Smartphone greifen, unsicher durch die eigenen Haare fahren, das Portemonnaie mitten auf den Esstisch legen. Alles Gewohnheiten, alles passiert ziemlich gedankenlos. Genau so soll Yoga eine Gewohnheit werden. Oder Grüner Tee. Oder Journaling. Alles wichtige Dinge. Nur sind sie keine Gewohnheiten und sie können keine werden, weil die Handlungen zu komplex sind. Gehirn und Körper werden in zu vielen Bereichen aktiviert, als dass noch von einer gewohnheitsmäßigen Handlung gesprochen werden kann. Alle diese Handlungen verlangen kleine Entscheidungen. Genau wie der Schokoladenkeks am Nachmittag, wenn er erst den Gang zur Cafeteria verlangt. Rituale können diese Handlungen sein. Entlastende Gewohnheiten niemals.” – Isabell Prophet

 

Das Treffen von bewussten Entscheidungen, FÜR den Sport oder GEGEN die Schokolade (als würde ich jemals eine bewusste Entscheidung gegen Schokolade treffen… das dient hier nur als hypothetisches Beispiel!), ist der Zaubertrick. Und ich glaube, die bewussten Entscheidungen machen es uns auch mit den Neujahrsvorsätze einfacher. Dabei habe ich zwei sehr unterschiedliche Vorgehensweisen mir meine Vorsätze bewusst zu machen:

  1. Ich formuliere die Ziele möglichst genau, durch Methoden wie OKR oder SMART.

OKR ist eine Management-Methode, welche von Google zur Mitarbeiter:innen-Führung genutzt und daher zu großer Bekanntheit gekommen ist. OKR bedeutet Objectives and Key Results. Die Objectives sind Ziele, die formuliert werden (qualitativ). Diesen werden Key Results also Schlüsselergebnisse zugeordnet, welche messbar sein sollten (quantitativ). Es geht also um eine Formulierung von Zielen, damit diese reflektiert und resümiert werden können. Bei der OKR-Methode finde ich besonders erwähnenswert, dass die Ziele und Schlüsselergebnisse nicht zu 100% erreicht werden müssen, sondern für einen bestimmten Zeitraum formuliert und dann angepasst werden. Durch Verhandlung und Abstimmung. Dies kann auch bei Vorsätzen hilfreich sein: Nicht alles auf einen Schlag beginnen wollen, sondern bewusst auf mehrere Zeiträume verteilen. Nicht zu viele Ziele gleichzeitig verfolgen. Überforderung vermeiden. Das neue Jahr hat 365 Tage, es muss nicht alles im Januar glatt laufen.

SMART formulierte Ziele sind mittlerweile vielen Menschen gut bekannt. Diese Methode der Formulierung von Zielen entstammt dem Projektmanagement. Das Akronym steht für Specific (Spezifisch), Measurable (Messbar), Achievable (Erreichbar), Reasonable (Angemessen) und Time-bound (Terminiert). So ergeben sich auch mit dieser Methode klare, messbare und überprüfbare Ziele. Für mich ist es manchmal hilfreich, nicht an den Zustand zu denken von dem ich weg will (“weg von”), sondern den positiven Zustand in den Fokus zu nehmen (“hin zu”). Statt “Ich möchte nicht mehr so faul auf dem Sofa versacken” also lieber “Ich nehme mir vor drei Mal in der Woche für wenigstens eine Stunde spazieren zu gehen”. Mir fällt es leichter positiv formulierte Ziele zu verfolgen.

Egal mit und ob ihr mit einer dieser Methoden eure Neujahrsvorsätze formuliert. Es kann sehr hilfreich sein, mit euch selbst regelmäßig in die Überprüfung und Anpassung der Ziele zu gehen. Drei mal in der Woche spazieren ist etwas ambitioniert. Dann sollte der Vorsatz vielleicht auf “zwei Mal werktags” angepasst werden.

Manchmal verlieren sich in derartig genauen und “abgeschliffene” formulierten Zielen, die eigentlichen Intentionen. Oder es ist schwer das Ziel überhaupt in eine messbare Form zu gießen. Daher eine zweite Variante, wie ich meine Vorsätze formuliere:

  1. Ich überlege erst, wie ich mich fühlen möchte. Fasse Werte oder Gefühle als Ziel. Und versuche dann herauszufinden, was ich für das Gefühl oder das Leben dieses Wertes brauche.

Hinter “nicht auf dem Sofa versacken” steckt vielleicht der Wunsch mehr für die Gesundheit zu tun oder durch Aktivität mit mehr Energie den Tag zu gestalten. Der Blick auf das gewünschte Gefühl oder den Wert macht es manchmal möglich ganz neue Lösungsstrategien frei. Vielleicht sind Rückenübungen am Schreibtisch auch schon ein Schritt, um sich im Feierabend auf dem Sofa besser zu fühlen. 

Einen Schritt zurück zu machen und die Perspektive wechseln fällt uns schwer, wenn wir uns auf das perfekte Ziel konzentrieren. Daher kann der gezielte Umweg über gewünschte Gefühle auch bei der Formulierung von Neujahrsvorsätzen helfen. Übrigens wird mir auf diesem “Umweg” manchmal bewusst, dass ich eigentlich schon viel näher an meinem Ziel bin, als mir bisher klar war. Wenn ich mich frage, welches Gefühl ich gerne mehr in meinem Leben hätte und wo ich dieses Gefühl empfinde, dann wird mir klar, dass ich dafür eigentlich schon ziemlich viel getan habe oder dieses Gefühl schon in meinem Leben habe, ich nur daran arbeiten muss es bewusster wahrzunehmen.

Egal welche Form die Vorsätze annehmen und ob sie mit fancy Methoden formuliert werden, ich finde es wichtig, im Blick zu behalten die Vorsätze für mich selbst gefasst zu haben. Weil ich etwas Gutes für mich erreichen möchte. Und wenn ich auf halber Strecke merke, dass es mit den Vorsätzen so nicht klappt, dann fange ich die Sache noch mal anders an. Egal ob gerade ein Jahreswechsel bevorsteht oder nicht.

Disclaimer: Mit der OKR Methode bin ich das erste Mal beim LernOS-Sketchnoting in Berührung gekommen und habe aus der Methode innerhalb dieses Selbstlernpfades vieles mitnehmen können.