Wissend is the new sexy.

Think outside the box – aber pack hinterher alles in Kästchen

Verbinde die folgenden neun Punkte mit maximal drei Strichen… Diese Logik-Aufgabe wird in vielen Seminaren verwendet, um Teilnehmende darauf zu stoßen, dass wir uns viel zu schnell an gedachte Regeln halten. Funktionale Lösungsfixierung. Obwohl diese vorher überhaupt nicht definiert wurden.

Auf die Lösung des Rätsels gehe ich hier nicht ein, wer noch nicht damit konfrontiert wurde, grübelt erst ein bisschen und befragt dann bitte die Suchmaschine seines:ihres Vertrauens.

Und während diese Aufgabe mir eigentlich zeigen sollte, dass ich die (gedachten) Determinanten meiner Problemlöse-Strategie kritisch hinterfragen sollte, kam mir eine andere Erkenntnis: mein Gehirn macht es sich gerne leicht. Es schlussfolgert aus Formen und vermeintlichen Grenzen, sucht sich Regelmäßigkeiten und ich verfalle in Annahmen und Routinen. Marie Kondo war zum Beispiel eine Offenbarung für mich: alles in Kisten und Schachteln. Es wirkt aufgeräumter, ruhiger. Es gibt eindeutige Orte, an die ich Dinge lege, ohne das ich lange nach dem passenden Platz suchen muss. Textmarker kommen in den karierten Karton, Post-its in die alte Messing-Kiste. Damit spare ich mir langes Nachdenken, die Suche nach dem passenden Platz, und somit Zeit.

Glühbirne mit aufploppendem Popcorn-Kopf drum herum bunte Klebezettel

Manchmal ploppen Ideen unerwartet wie Popcorn

Das Problem. Es gibt ein Problem? Ja, sorry. Das Problem ist, dass manche Dinge sich nicht so einfach in Kisten sortieren lassen. Mir flutschen Ideen und Gedanken weg. In meinem Kopf habe ich nicht die passenden Kisten. Ich habe einen Gedanken oder eine Idee flackert auf und während ich schnell aus dem Badezimmer ins Arbeitszimmer hechte, wo mein Notizbuch liegt (bzw. die Post-its in der Messing-Kiste), verflüchtigt sich die Idee. Weg. Wenn ich dann grübelnd ins Badezimmer zurück schlurfe, fällt es mir im Badezimmer wieder ein. Eine kurzzeitige Lösung war folgende: ich hatte einen non-permanenten Marker im Badezimmer liegen und habe alles, was mir spontan in den Kopf kam, an die Fließen geschrieben… Oder ich habe ausprobiert meine Gedanken gleich ins Handy zu sprechen (habe ich ganz schnell wieder aufgehört). Für Arbeitsprozesse am Laptop habe ich mir ruhige Klaviermusik angewöhnt (Marcus hat einen Artikel über Lo-Fi geschrieben und wie die Musik dabei hilft die Konzentration zu steigern hier). Wenn ich Vorträgen lausche und mir wieder so ein Gedanke wie ein ploppendes Popcorn in den Kopf fegt, dann schreibe ich diesen an den Rand meiner Notizen. Dafür lasse ich extra Platz. Wenn ich am Schreibtisch sitze, liegt ein kleiner Klebezettel-Block neben all den Stiften und Zetteln, die ich eh gerade brauche. Auf den ich alles notiere, was gerade für das eigentliche Thema nicht relevant ist. Wenn ich mich dann gerade nicht mehr konzentrieren kann, dann sortiere ich den Stapel und klebe meine Zettelchen in den Kalender, sortiere sie in meine Zettelsammlung oder übertrage sie auf die Einkaufsliste.

Das sind alles materielle Versuche in meinem Kopf eine Kiste zu bauen. Für die Ordnung meiner Besitztümer habe ich tatsächlich Kisten, für einen Teil meiner Gedanken habe ich meine Adaption des Luhmannschen Zettelkastens. Und für den flattrigen Anteil meiner Gedanken habe ich noch keine praktikable Lösung. Daher freue ich mich über Tipps und Ideen oder einen Einblick, wie ihr das so mit den flattrigen Gedanken handhabt!

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BUCH DER WOCHE NR. 2 – LOGICOMIX von Apostolos Doxiadis und Christos H. Papadimitriou, Grafik von Alecos Papadatos und Annie Di Donna

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  1. Ich habe das System „Getting Things Done“ für diese Popcorn-Gedanken lieben gelernt. Der Trick: mache eine Kiste für Ideen und Gedanken, die keine Kiste haben und sortiere dann regelmäßig. Dann kann ich in Ruhe neue Kisten anlegen, wenn ich Zeit habe, mich damit zu beschäftigen.

    • Luise Wolf

      Danke! Das hört sich nach einem passenden Weg an. Gerade die fragilen Dinge (und ich zähle Gedanken dazu) sollten wahrscheinlich eher mit Ruhe und Besonnenheit behandelt werden. Vielleicht ist das auch der Trick mit den Popcorn-Gedanken: erstmal etwas da sein und wirken lassen, dann entspannt zu Zettel und Stift, statt direkt los zu sprinten. Festhalten und später erst Kisten suchen. Das probiere ich aus!

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