Ganz ehrlich? Meine Liste mit Ideen für Fundstücke der Woche  ist lang. Und Fleabag stand nicht drauf. Sie hat sich in den Vordergrund gedrängt, so wie es ihr auch in der Serie regelmäßig vorgeworfen wird. 

Gleich ein Disclaimer: Fleabag ist eine Serie, die die BBC und Amazon produziert haben. Die Erstausstrahlung der ersten Staffel fand 2017 statt (Ich bin ziemlich spät bei dieser Party). An verschiedenen Stellen bin ich über die Erwähnung der Serie gestolpert. Auf Social Media wurde nach den besten Serien aller Zeiten gefragt und auch dort wurde die Serie Fleabag genannt. Die Beste, weiß ich nicht, aber ziemlich gut. Ein Favorit in jedem Fall. Wobei ich auch sagen muss, habt Geduld. Bitte habt Geduld mit Fleabag. 

Die Handlung lässt sich ohne viele Spoiler kaum wiedergeben. Fleabag, eine junge Londonerin, hat ihre beste Freundin verloren, mit der sie ein Café betrieben hat. Ihre Beziehung läuft nicht gut und dann… dann noch die Familie. Trauer, Sexualität, Familienbeziehungen, psychische Probleme und ungesunde Lösungsstrategien werden Thema im Laufe der Serie. Nacktheit, Schimpfwörter, Trunkenheit, sexuelle Handlungen kommen alle eher mehr als weniger vor.

Ich begann mit der Serie und war ziemlich überfordert, über den Schmerz, das selbstzerstörerische Verhalten und den arg britischen Humor. Sehr derbe. Ich ziehe viel durch (Bücher lese ich immer zu Ende, ja immer) und bei ihr wusste ich irgendwann nicht, ob ich da wirklich weiter zusehen kann. Eine Freundin sagte: „Ich liebe Fleabag, gib ihr eine Chance!” Also zog ich auch hier durch und war am Ende der ersten Staffel ratlos. Kein shinny Happy End, nur eine Frau mit Problemen, vielen Problemen, und der Wille weiterzumachen. Dass ist es irgendwie, diese intensive Lust am Leben und das Weitermachen.

Fleabag bricht durch die dritte Wand. Sie kommentiert, an die Zuschauenden gerichtet, die Situation. Wobei ich in der zweiten Staffel ins Grübeln geriet, spricht sie wirklich mit den Zuschauenden oder vielleicht doch mit ihrer verstorbenen Freundin Boo?

Die Protagonistin, die ohne Namen bleibt, ist mir ziemlich ans Herz gewachsen. Weil sie weiter nach Lösungen für sich sucht. Auch wenn sie in Staffel 2 nochmal richtig in Versuchung gerät. Oder eher zur Versuchung wird. Sorry, diese Sache mit den Spoilern. Alle Charaktere der Serie haben schlechte wie gute Züge, sie sind und bleiben menschlich. Selbst den größten Unsympathen wird ein guter Moment eingeräumt. Es ist komplex und kompliziert, wie im echten Leben. Das hebt die Serie für mich von vielen glänzenden Hollywood-Glitzerwelten ab, in denen sie als gute Feministinnen einmal in der Woche eine Kolumne schreiben und damit ihr tägliches Champagner-Frühstück und Schuh-Shopping in New York finanzieren können. Vorsicht heftiger Linker Haken, Carrie!

Wer also Lust auf eine Serie abseits der heilen Glitzerwelt hat, mit Charakteren mit Schwächen. Mit einer weiblichen Hauptfigur, die am Leben, ihren eigenen Ansprüchen, Feminismus und menschlichen Beziehungen irgendwie scheitert und dadurch das Bild von Menschen (besonders Frauen) in den Medien irgendwie wieder gerade rückt – gebt Fleabag eine Chance!