Letztes Jahr war ich zum ersten Mal beim Innovation Culture Camp. Ich habe berichtet 🙂 Nun ging es für mich in die zweite Runde und diesmal auch noch in Präsenz. Also sind wir drei Stunden nach Mainz gefahren. Wir das sind meine Freundin Monika aus Hamburg, Marcus und ich. Freitags waren wir mit weiteren Freundinnen bei einem wirklich fantastischen Griechen „Restaurant Thymian“ wo ich mich einmal durch die Vorspeisen gefuttert hatte. Meine große Sorge war dann: Knoblauchatem am nächsten Tag. Hat sich aber keiner beschwert. Und dann ging es los. Aufstellung wer hat die weiteste Anreise – da mussten wir dann schon mal die Wanderstiefel anziehen und uns ziemlich weit hinten hin stellen. Dann ging nach kleinem Willkommen auch zügig der Sessionpitch los. Es war viel KI und Chat GPT dabei, einige Spezialthemen, einiges an aus dem Nähkästchen Geplaudere und einige konkrete Methoden und Tools, die vorgestellt wurden.

Alles in allem wieder eine wunderbar wilde Mischung aus Themen, die das Zusammenarbeiten verbessern könnten. Und wie war es so? Es war wirklich sehr spannend, inspirierend und interessant, es gab ein paar kleine „Jammern auf hohem Niveau“ Sachen und damit fange ich auch an. An einem Barcamp liebe ich immer die Vorstellungsrunden: Sag deinen Namen und deine drei Hashtags. Die hat nicht stattgefunden, auch waren die Namenschilder zu klein um Hashtags zu notieren, so fehlte mir zumindest ein wenig die Möglichkeit Menschen schon im Vorfeld als „Hmmm das klingt interessant“ zu selektieren. Ich hätte eine Session weniger dafür aber eine Vorstellungsrunde schon cool gefunden. Aber es ging ja auch so.

Und dann gab es keine Einführung, dass die Sessiongeber:innen bitte die Moderator:innenrolle übernehmen sollen und somit auch die Regeln vorgeben: Melden ja oder nein, jemanden bitten die Reihenfolge der Meldungen aufzunehmen. Ich war daher in einigen Sessions wo Menschen, die neben oder vor mir saßen sich brav gemeldet haben, andere aber einfach reingerufen haben und dann nie dran kamen. Ich glaube einige Sessiongeber:innen waren ein wenig hilflos und die Zuschauenden ein wenig frustriert. Aber das war es auch schon an wie gesagt: Jammern auf sehr hohem Niveau. Für monologisierende Alphamenschen, die sich wichtig tun wollen kann ja die Veranstaltungsorga nun weiß Gott nichts.

Was war toll:

Im Prinzip alles. Die Location das Gutenberg Hub in Mainz war ein würdiger Rahmen: wunderbar weitläufig und direkt am Wasser gelegen. Im Sommer sicherlich noch traumhafter als im kalten Januar, aber alle Räume hell und cool. Und viel Startup-Geist, der durch die Räume zog.

Die Orga war unkompliziert und gut. Der Sessionradar hat mich online schon begeistert und war dann auch onsite sehr hilfreich. Man wusste wo man hin musste, der Einlass war gut organisiert und Wasser, andere Getränke und Essen waren fein.

Das Format: Barcamps sind einfach das Beste. Ich liebe die Spontanität und das informelle, den direkten, offenen Austausch. Für mich das perfekte Event um mit Menschen in Austausch zu kommen.

Jetzt aber zu den Inhalten. Bei Innvation als Oberthema kann es ja um alles oder nichts gehen. Tom Klose von Supernju hat wie immer charmant und unkompliziert durchs Programm geführt und dann ging auch schon der wilde Ritt durch die Sessions los.

Die Sessions, die ich besucht habe im Einzelnen:

Die erste wurde von Sara durchgeführt, die über die Bühne tanzte und den Tanz auf dem Quadrat (von Ken Wilber) zum Thema machte. Dieses Quadrat beschäftigt sich mit der Matrix aus innen aussen und individuell und kollektiv. Erinnerte mich ein wenig an OCAI und Ken Wilber ist ja mit seiner Ausrichtung ins Esotherische nicht jedermans Ding so auch nicht unbedingt immer meins, aber dieses Quadrat macht für mich schon Sinn. Und dann ging es in regen Austausch und das ist immer das Spannenste, weil so viele Ideen und Erfahrungen aus so verschiedenen Köpfen sprudeln. Ich fand persönlich den Agilen Baum ein wunderbares Bild. Die Wurzeln sind die Werte, der Stamm die Prinzipien, die Äste das Framework und die Blätter die Methoden. Damit kann ich sehr gut was anfangen.

Die zweite Session beschäftigte sich mit den 5 Grundprinzipien des Lean Change und war ebenfalls spannend. Marie Lusky führte uns in die Wichtigkeit ein, warum und weshalb man Lean braucht und zeigte dass die Prinzipien immer ein XY über oder wichtiger als was anderes- System sind. Das fand ich persönlich sehr interessant, weil es direkt zum Nachdenken anregt.

Die dritte Session war für mich inhaltlich sehr interessant, weil es um regenerative Unternehmen ging und im Zuge von Nachhaltigkeitsmüdigkeit und Greenwashing eine sehr wichtige und interessante Art des Wirtschaftens, die dahinter steckt. Leider hat der Impulsgeber 40 der 45 Minuten eine Präsentation gehalten und bei den interessanten Themen – sie haben eine Weiterbildung entwickelt um Unternehmen zum Umdenken zu bewegen, waren die Inhalte top secret und die Methoden geblurrt. Das finde ich immer ein wenig blöd. Klar will man nicht, das andere das Konzept klauen, aber dann zeige ich doch nicht meine ganzen Methodenkarten und mache sie unleserlich. Dann erwähne ich das kurz und gut. Aber ein nicht unerheblicher Teil wurde auf die Präsentation der nicht zeigbaren Sachen gelegt. Zu offensichtliches Selbstmarkering hat auf einem Barcamp für mich immer ein Geschmäckle. Daher war diese Session inhaltlich sehr spannend wegen des Themas, aber aus meiner Sicht nicht gut im Bezug auf Präsentation und Performance des Impulsgebers, obwohl er sehr kompetent rüber kam.

Die vierte Session war von Quäntchen und Glücks Tobi Reitz und es ging um Spiele. Wer diesen Blog schon eine Weile liest, weiß, dass ich ein großer Fan von www.qundg.de bin und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Tobi hat sehr kompetent und unaufgeregt zwei Spiele vorgestellt. 3D Welten und 3D Mapping. Er hat alles erklärt, Wissen geteilt, Menschen zum Mitmachen aufgefordert und auch Tipps gegeben um Fehler oder Fallstricke zu vermeiden. Ich finde genau so muss eine Session sein. Es gab genug Zeit für Fragen und es hat mir wieder gezeigt, dass Spiele im Unternehmenskontext eine wichtige Rolle spielen können und sollten. Aber nur, wenn sie gut angeleitet und begleitet werden.

Die fünfte Session „Teamentwicklung mit impulsarbeit“ war ebenfalls wieder fantastisch, weil Bettina Mathar, die ich aus der visuellen Welt kenne und sehr schätze und die auch beim Wissvibes Barcamp dabei war und einen wertvollen Input zum Thema Werte gemacht hat, sehr gut strukturiert und sehr freigebig ihr Wissen und ihre Erfahrung teilte. Diesmal ging es um ein konkretes Fallbeispiel und im Gegensatz zu der dritten Session wurden hier fleißig Tools, Methoden und Ideen geteilt. Ich fand die Idee die einzelnen Einheiten über die Metapher einer Speisekarte zu vermitteln sehr brilliant und auch sonst gab es viele Insights und auch Learnings, die Bettina und ihr Mitorganisator Dieter geteilt haben. Da Bettina auch visualisiert, war das ganze auch noch optisch ein echter Leckerbissen.

Es gab die Möglichkeit 6 Sessions zu besuchen und ich muss gestehen, es ist ja mein tägliches Brot lange Konferenztage oder andere Veranstaltungen zu recorden, aber bei Session 6 war bei mir die Luft raus. Bei der Session wusste ich dann auch irgendwie nicht wohin die Impulse des Sessiongebers führen sollten. Das Thema „Was soll der CEO der Zukunft mitbringen“ und der Versuch das in eine mathematische Formel zu bringen… waren dann wohl zu viel für mein müdes Hirn. Außerdem war eine reichlich aufgeladene Stimmung und einige etwas patzige Menschen. Auf meine Anmerkung, dass man, wenn es um Arbeitgeberattraktivität geht auch die Gestaltung der Räume bedenken sollte, schmetterte mir jemand entgegen dass die Kumpels im Bergwerk auch keine schönen Räume hatten. WTF??? In dem Fall muss man sagen gehen 45 Minuten ja dann auch irgendwann vorbei und ich hätte ja auch einfach gehen können. Selbst schuld. Aber wie gesagt ich war auch echt schon groggy.

FAZIT: Es war wieder eine Veranstaltung, die mir viele neue Impulse gebracht hat und ich freue mich schon auf nächstes Jahr. Wunderbar war es auch, dass ich mit tollen Menschen zusammen vor Ort war, was gerade das reflektieren auf der Autofahrt zurück nochmal sehr bereichert hat. Danke an Tom und das Orgateam.