Zwei Wochen ist es schon her, dass Luise beim Vizthink Rhein-Main Meetup ihren Weg zum eigenen Stil geteilt hat (mit wunderbaren Übungen und Tipps! Hier geht’s zum Nachbericht). Kurz darauf war ich einige Tage bei einer Krav Maga Fortbildung und wieder taten sich einige Parallelen auf. Dieser Artikel ist über Vorbilder und lebenslanges Lernen.

Luise beschrieb ihren Prozess so: Sie speichert einzelne Bilder oder Sammlungen von Künstlern, die ihr gefallen bzw. zu denen sie gewissermaßen aufschaut – also so zeichnen möchte wie sie. Zunächst malt sie ab und lernt den Strich, gleichzeitig merkt sie was ihr taugt und was nicht. Und mit der Zeit braucht sie die Vorlagen nicht mehr und nach und nach entsteht ihr ganz eigener Stil.

Im Krav Maga (sicher auch im Kampfsport und anderen Sportarten) ist es ähnlich – man schließt sich einem Verein oder einer Schule an (bzw. bleibt dort), weil man sich bewegen lernen möchte wie der Instructor (m/w/d). Als angehender Instructor habe ich damals den Unterricht gestaltet, wie ich es von meinem Trainer und von meinen Ausbildern gelernt habe: Warm-up Drills, Übungen und Spiele habe ich beim Lernen übernommen bzw. vor allem die, die mir gefielen! Und mit der Zeit wächst das Portfolio an Drills, und die Übungen vermischen sich mit eigenen Ideen. In der Instructor-Ausbildung heißt es immer: If you like a drill, take it! Und tatsächlich verwende ich in meinem Training nicht nur Methoden und Spiele aus dem Krav Maga Unterricht, sondern auch aus dem Thaiboxen, Brazilian Jiu-Jitsu, CrossFit, ja, sogar aus dem Rugby und Yoga. Mit der Zeit (inzwischen 8 Jahre) wandeln sich die Drills zu eigenen, vermischen sich, und werden zu etwas komplett Neuem. Natürlich verkünde ich dennoch häufig mit einem Grinsen: „Hasst nicht mich – ihr könnt euch bei Seppl für diesen grandiosen Drill bedanken!“

Und ich denke so bei mir: Ist dieser Prozess, den Luise beschreibt, und der als Trainerin ähnlich zu sein scheint, nicht auch auf alles andere übertragbar? Lernen wir nicht schon als kleine Kinder durchs Imitieren unserer Eltern (die ultimativen Rockstars bis zu einem gewissen Alter:)), und setzt sich das nicht auch das ganze Leben fort? Ich hatte in einem früheren Artikel („Plus Minus Gleich oder: Was wir von einer Mixed Martial Arts-Legende lernen können„) beschrieben, wie man von Fortgeschritteneren (Plus), mit gleich-Wissenden (Gleich) und durch Menschen, denen man das Gelernte weitergibt (Minus), erst etwas wirklich lernt. Was ich hier beschreibe, ist wohl „Plus“ – von Vorbildern lernen. Ich freue mich jeden Tag über all die Speaker, Hosts, Kunstschaffende, Schlagzeugspielende, Eltern, Influencer, Lehrkräfte, Instructoren und sonstige Personen, die ihre Sache so gut machen, von denen ich mir etwas abschauen kann und mit etwas Zeit und Mühe, mein Eigenes daraus erschaffen kann.

*Dieser catchy Titel stammt von Luise!