Wissend is the new sexy.

Verweildauer meiner erinnernswerten Gedanken

Kennst du das auch, dass es irgendwas gibt, dass du dir unbedingt merken musst oder willst und zack ist es weg? Dafür gibt es dann andere Sachen, die du einfach nicht vergisst, obwohl sie in keinster Weise relevant sind oder die Wahrscheinlichkeit hoch wäre, dass du diese Information noch irgendwann einmal dringend brauchst.

Ich habe verschiedene Level der Vergesslichkeit.

Manche Sachen sind so schnell wieder vergessen, wie ein Kassenbon, der einem auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt auf den Boden fällt und bevor man sich auch nur in Bewegung gesetzt hat, um ihn aufzuheben, hat eine Windbö ihn erfasst und in die nächstgelegene Großstadt geweht. So geht es mir mit Zubereitungszeiten auf Dingen, die in den Backofen müssen. Aufbackbrötchen oder TK-Pizza. Bevor ich in den Genuss komme, hole ich mindestens einmal die Verpackung wieder aus dem Müll, um nochmal zu lesen, wie lange das Ganze denn jetzt braucht. Oder auch Sitzplatznummern auf längeren Zugfahrten kurz vorm Umsteigen, gehören in diese Kategorie. Sind sehr kurzfristig für das Gelingen erforderlich, aber darüber hinaus nicht wirklich relevant. Einen Hauch länger erinnert, würden sie aber in der Regel hilfreicher sein.

Manches haftet ungefähr so gut, wie ein sehr sehr schlecht klebender Post-it Zettel. Sowas wie die sechsstelligen Codes, die man manchmal als Sicherheitsüberprüfung in einer Mail bekommt um sie dann in einem anderen Zusammenhang zu verwenden. Die sage ich drei- viermal LAUT vor mich hin und dann schaffe ich sie korrekt einzugeben. Aber würde man mich nach der Eingabe fragen: Wie lautete nochmal die Nummer? Sie wäre weg.

Wiederum anderes vergesse ich einfach komplett. Da würde ich alles was mir lieb und teuer ist drauf verwetten, noch nie etwas von gehört zu haben und dann gibt es einen untrüglichen Beweis, dass ich doch schon was davon gehört habe und dann  denkt man jetzt ist es soweit und es fängt im Kopf an… Als ich noch studiert habe, bin ich öfters mit einem Diktiergerät unterwegs gewesen. Damit konnte man in der Prähandy-Zeit Notizen an sich selbst aufnehmen. Ich fand das eine ganze Zeit lang sehr hilfreich. Als die Prüfungsthemen für Mittelalterliche Geschichte bekannt gegeben wurden (es gab immer drei zur Auswahl) wählte ich die Entstehung und Auswirkungen der Benediktinerordensregeln auf das Blabla weiß ich nicht mehr. Klang aber von den drei Themen noch am einfachsten. Also bin ich in die Bibliothek gestratzt und habe mich mit Literatur eingedeckt. Ich dachte noch, komisch, dass ich mich noch nie damit beschäftigt habe, ist ja eigentlich ganz interessant. Und dann der Moment, wenn man eine sehr alte Kassette ins Diktiergerät einlegt, um zu hören, was man da so drauf gesprochen hat und sich mit seiner eigenen Stimme alle möglichen wissenswerten Fakten rund um die Regeln des Benediktinerordens erzählt, die man einige Semester zuvor wohl irgendwo für mal brauchte… Da zweifelt man dann schon mal, ob das eigene Hirn da so genau weiß, was es tut,

Und dann habe ich noch diese unglaublich nervigen Fälle von Instant-Amnesie. ZACK weg. Das passiert bei sowas wie: Auf der Toilette merken, dass das Klopapier zur Neige geht, sich von da an ständig sagen: Neues Klopapier holen, neues Klopapier holen, nur um mit dem Öffnen der Klotür einen spontanen Gedächtnisverlust zu erleiden. Mir fällt es erst wieder ein, wenn ich wieder auf dem besagten Thrönchen sitze oder jemand anderes dorthin aufbricht oder im schlimmsten Fall den Ort des Geschehens wieder verlässt mit dem lautstarken Hinweis, dass das Papier alle war.

Und dann gibt es auch die kompletten Gegenteile. Kennst du diese Aufkleber zB auf Gläsern, die man neu gekauft hat und die man auf keinen Fall dadrauf behalten will und die sich ums Verrecken nicht rückstandsfrei entfernen lassen? Man muss erst ein ganzes Arsenal an „Haushaltshacks für Dummies“ ausprobieren, bis die Klebereste der Vergangenheit angehören? Das sind die Sachen, die sich aus unerfindlichen Gründen so dermaßen tief in mein Gedächtnis gebuddelt haben, so dass ich sie wahrscheinlich noch im Zustand kompletter geistiger Umnachtung fehlerfrei von mir geben kann. Liederzeilen von Roger Whittaker und Helene Fischer, die ich mitsprechen kann, obwohl ich die Musik nicht mag. Filmstellen, die ich mitsprechen kann usw. Manche brauchen ein Triggerwort und sind dann wie der Teufel aus der Box wieder da. Wenn jemand das Wort Meerschweinchen sagt, fällt mir die komplette Nummer von Hape Kerkeling als Hannilein ein und ich kann sie aus dem Kopf aufsagen. Leider sind das selten brauchbare Sachen. Die Größe von DIN A 5-1 wäre super immer griffbereit im Kopf zu haben, denn die brauche ich sehr oft, aber da ist nichts zu machen. Aber über sieben Brücken musst du gehen, schaffe ich auch todmüde noch.

Ab und zu habe ich im Rahmen mit meiner Arbeit mit den Themen Alzheimer und Demenz zu tun und dann wird gesagt, dass Menschen, die einen Job haben, der sehr viele unterschiedliche Themen behandelt und sehr vielfältig ist bessere Chancen haben, nicht an Alzheimer zu erkranken oder dement zu werden. Dann atme ich insgeheim auf, denn mein Hirn wird bei meinem Job ganz schön oft ins kalte Wasser geworfen. Aber wenn ich das hier lese, sollte ich mir vielleicht doch Sorgen machen 🙂

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Fundstück der Woche: Eine gute Frage von Lena Kuhlmann

  1. Bettina

    als Tipp gegen diese nervigen Aufkleber auf diversen Gläsern, Behälter mn und Co.: Pfefferminzöl.
    Ob das allerdings in irgendeiner Form auch bei den Klebrigen Erinnerungen hilft entzieht sich meiner Kenntnis. Eventuell als Pfeffi?
    Tipps und Tricks ohne Gewähr 😂

    • Danke Bettina 😉
      Ich bin ja ein Pfefferminz Fan, wenn dass also helfen würde, hätte ich „Atemlos“ wahrscheinlich schon ins Vergessen gelutscht oder mit Pfefferminzeis ausgelöscht. Aber empirisch belegt kann ich sagen: bei Gläsern Probier ich es aus, bei Liedertexten muss es noch eine Versuchsreihe geben. Vielleicht muss ich ja besagte Songs hören und während dessen Pfefferminzeis essen…. Ich werde da mal in die Forschung einsteigen… Lg Tanja

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