Ganz ehrlich? Meine Liste mit Ideen für Fundstücke der Woche ist lang. Und Fleabag stand nicht drauf. Sie hat sich in den Vordergrund gedrängt, so wie es ihr auch in der Serie regelmäßig vorgeworfen wird.
Autor: Luise Wolf Seite 2 von 5
Meine Chefin fragte mich, ob ich die Kapazitäten zur Teilnahme an einer Weiterbildung hätte. Hatte ich. Sie war sehr begeistert, dass es noch möglich war, mich anzumelden. Und dann passierte erstmal nichts. Keine Anmeldebestätigung. Keine weiteren Informationen. Ich nehme schon mal etwas die Spannung heraus: Die Fortbildung war wirklich cool, herausfordernd und ich habe für mich sowie meinen Job einiges mitgenommen. Anstatt eines viel zu großen ABERs würde ich hier mit mehr oder weniger Struktur ein paar Gedanken und Learnings teilen. In welchem Rahmen und bei wer genau Dozent:in war, würde ich auslassen. Weil die öffentliche Rückschau nicht abgesprochen ist und ich so das Gefühl habe, freier reflektieren zu können.
Wem ist es aufgefallen? Die Sommerpause hat sich etwas verlängert. Und mit dem Beginn des Herbstes juckt es auch wieder in den Fingern. Passt, dass ich gerade auf den letzten Seiten des letzten Buches meiner Sommerleseliste bin. Hier ein kurzer Rückblick auf alle Bücher, die ich diesen Sommer gelesen habe. Es ist sogar eines mehr geworden.
Das Buch ist Anschluss-Literatur*. Gesehen hatte ich es schon im Buchhandel und die Haptik des Covers erinnerte mich an Alte Sorten von Ewald Arenz. Der Dumont Verlag hat da ein paar hübsche Bücher mit einer Leinwand-ähnlichen Struktur herausgegeben. Den Impuls das Buch zu lesen, hatte ich dann durch diese Rezensionen, die auf dem Rücken anderer Bücher stehen, dieses “Oh wow, ein besseres Buch habe ich niemals gelesen – Irgend eine berühmte Person oder Zeitschrift”. In diesem Fall stand dieser Kommentar auf der Internetseite zur Vorstellung des Buches “Offene See”, welches ich hier bereits vorgestellt habe und sehr mochte:
Ein intensiver und bewegender Roman, der an J. L. Carrs ›Ein Monat auf dem Land‹ denken lässt.« The Guardian
Also war ich neugierig, bestellte das Buch in der Lieblingsbuchhandlung und schmunzelte beim Abholen, weil ich das Buch ja schon mal in der Hand gehalten hatte.
In die Rolle des Kindes werden wir hineingeboren. Wir sind Töchter und Söhne von Anfang an. Die ersten Bindungspersonen sind die prägendsten und wichtigsten Menschen für eine lange Zeit unseres Lebens. Dabei wirken sich Lebenserfahrungen unserer Eltern auch auf uns aus, auch wenn wir diese selbst nicht miterlebt haben. Christiane Wünsche zeichnet in “Aber Töchter sind wir für immer” ein zartes Soziogramm einer Familie. Im Wechsel zwischen den verschiedenen Sichtweisen und einer allwissenden Erzählperspektive wird das feine Netz der Familiäre und soziale Dynamiken sichtbar.
Yoga fällt gerade aus. Also brauche ich etwas anderes zum Ausgleich meiner Schreibtischtätigkeit. Der Bruder meinte mal “Geh doch schwimmen, ist gut für den Rücken und schont die Gelenke”. Hört sich an wie eine Empfehlung für ältere Menschen. Ich bin dem Rat trotzdem eine Zeit lang gefolgt. Dann versandete die Gewohnheit in geschlossenen Schwimmbädern unter Corona. Jetzt fällt also Yoga aus und mir fiel wieder ein, dass ich eigentlich ganz gerne schwimmen ging.
Wenn Bücher zu Filmen werden, dann scheiden sich oft die Geister. Häufig sehen Charaktere, Umgebungen und Stimmungen in der eigenen Fantasie anders aus, als die filmische Umsetzung. Manchmal schaffen die eigenen Vorstellungen neben dem Film zu stehen, in anderen Fällen passt es einfach nicht.
In der Schule habe ich es gehasst, wenn wir im (Deutsch-)Unterricht reihum laut einen Absatz vorlesen mussten. Ich war so aufgeregt, hatte Angst etwas falsch zu machen, dass ich mich erst recht verhaspelte, ins Stottern geriet und alle Buchstaben zu einer einzigen grauen Masse verschwammen. Und im Kontrast dazu, wenn ich nicht musste, habe ich eine Pferde-Geschichte nach der anderen weggeatmet. Habe mein Taschengeld eisern zusammengehalten, damit ich mir den nächsten Band von “Sommer auf dem Ponyhof” (oder wie auch immer die Bücherreihe hieß, meist ein schwarzes Pferd auf dem Cover, falls jemensch Tipps dazu hat, ich freue mich 🙂 ) kaufen konnte. Später kamen dann die dicken Harry-Potter-Wälzer, Eragon der Drachenreiter und auch Klassiker wie Bambi oder Unten am Fluss dazu.
Dieses Buch stand auf keiner Liste und ich hatte es kein bisschen auf dem Schirm. Bilderbücher und Graphic Novels passieren bei mir wahrscheinlich eher, als dass ich gezielt nach ihnen suche. Ich stöberte durch einen Comicladen, auf der Suche nach einem schönen Geschenk und da stand es, ganz am Rand eines Regals. Fast versteckt. Das Weiche der verflossenen, gedeckten Aquarellfarben und die harten Kanten der groben Zeichnung fing meinen Blick.
Samstag ist Markttag. Für mich gibt es einen festen Obst- und Gemüsestand an dem Kräuter, Spargel oder was auch immer gerade Saison hat, gekauft werden. Ich hege einfach Sympathien für den jungen Mann, der dort immer noch mal eine Orange oder Banane oben drauf legt. Seit einigen Wochen wird ein neuer Mitarbeiter angelernt, er wiegt sorgfältig die Waren, nuschelt Zahlen, hält immer wieder inne und geht alle Preise noch einmal im Kopf durch. Ich merke seine Unruhe während er im Kopf alle Summen addiert.